Mäser, Julius

[660] Mäser, J. Julius Mäser wurde am 1. Juni 1848 in Dresden geboren und erlernte dort in der königl. Hofbuchdruckerei von Meinhold & Söhne in fünfjähriger Lehre die Kunst Gutenbergs. Nach zweijähriger Gehilfentätigkeit in seiner Lehrdruckerei konditionierte er in den Städten Stuttgart, Hagen i. W., Köln a. Rh., Graz in Steiermark, München, Berlin und Leipzig, anfänglich als erster Akzidenzsetzer und später als Faktor und Geschäftsführer. Der Aufschwung in der Satztechnik, der Mitte der siebziger Jahre insbesondere von Graz, Altenburg und Berlin eingeleitet wurde, fand in Mäser einen eifrigen und talentvollen Vertreter, der nicht nur selbst Vortreffliches schuf, sondern ihm auch als Mitbegründer der Leipziger Typographischen Gesellschaft und Einleiter der Aera der[660] typographischen Fachvereinigungen Nachhaltigkeit und planmäßige Richtung geben half. – Im Jahre 1878 machte er sich selbständig und das erste Unternehmen, das am 24. August des genannten Jahres zum handelsgerichtlichen Eintrag gelangte, war das »Reudnitzer Tageblatt«, das später in »Ostvorstadt-Zeitung« umgetauft wurde, die Interessen der östlichen Vororte von Leipzig bis zu deren Einverleibung verfocht und nach Erfüllung dieser Aufgabe vom Schauplatze abtrat. Die später vom Jubilar käuflich übernommene Buchdruckerei der ehemaligen Produktivgenossenschaft Deutscher Buchdrucker wußte er, wenn auch anfänglich unter mancherlei Schwierigkeiten mit großem Erfolge weiterzuführen, und wesentliche Hilfe leistete ihm hierbei das zähe Beharren in der eingeschlagenen reformatorischen Richtung auf typographischem Gebiete. Aus diesem Beharren heraus begründete Julius Mäser im Jahre 1880 sein erstes typographisches Unternehmen, die »Typographischen Jahrbücher«. Auch bei diesem Unternehmen hatte er seine ganze Energie einzusetzen, aber er hat aus dem Blatte im Laufe der Jahre ein technisches Fachblatt zu machen verstanden, das heute in einer deutschen, spanischen, französischen, italienischen, englischen und russischen Ausgabe erscheint. Die »Typographischen Jahrbücher« waren zugleich der Anfang eines typographischen sowie eines gewerblichen Zeitungsverlages, den Mäser im Laufe der Jahre gut zu entwickeln verstand und im Jahre 1899 durch Ankauf des Verlages Alexander Waldow bedeutend erweiterte. Aus seinem Verlage ist in den letzten Jahren manches treffliche Werk hervorgegangen, so u. a. die Unterrichtsbriefe für Buchdrucker, die Buchführung für Buchdruckereien, die Sammelmappe für Kalkulations-Arbeiten auf Grund des deutschen Buchdrucker-Preistarifes bearbeitet, den noch im Erscheinen begriffenen Zeichnen-Kursus für graphische Gewerbe. Und einen gewissen Abschluß, wie ihre Höhe erreichte die den Buchdruck zu reformieren beflissene Tätigkeit Mäsers durch die Begründung und den Ausbau des Technikums für Buchdrucker, einer staatlich genehmigten Lehranstalt, die sich großen Ansehens erfreut und heute von einigen 50 Schülern aus dem In- und Auslande besucht wird. Welche eifrige Tätigkeit Mäser neben seinem intensiven geschäftlichen Wirken als Inhaber zahlreicher Ehrenämter der Buchdruckerprinzipalität entfaltete, ist allgemein bekannt. An dieser Stelle wäre nur zu vermerken, daß er seit ca. 20 Jahren an der Spitze der sächsischen Buchdruckereibesitzer stand, deren Organisation er zu einer anerkannt mustergültigen ausbaute. In Leipzig selbst hat er sich um die Reorganisation der Buchdrucker-Lehranstalt, wie des buchgewerblichen Erziehungswesens dauernde Verdienste erworben. Auch der Stadtgemeinde Leipzig widmete er seine Kraft als Stadtverordneter.

Quellen: Zeitschrift für Deutschlands Buchdrucker 1903.

Quelle:
Rudolf Schmidt: Deutsche Buchhändler. Deutsche Buchdrucker. Band 4. Berlin/Eberswalde 1907, S. 660-661.
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