Atzel

Atzel (s. Elster).


1. Der klügsten Atzel werden die Eier gestohlen.


2. Die Atzel hüpft so lange, bis ihr ein Dorn ins Gesäss geht.

Wider die Wollust.


3. Die Atzel lässt das Hüpfen nicht.Blum, 125.

It.: S'ella è al monte, la torna al piano.

Lat.: Pica suos saltus dissimulare nequit.


4. Die junge Atzel lernt das Hüpfen von der alten.


5. Eine Atzel sitzt gern bei der andern.


6. Es ist keine Atzel, sie habe denn etwas Buntes.Blum, 431.

Bei Tappius (50b): Es ist keyn atzel, sie hab dan etwas hundtes.

Lat.: Nomen adest picae, nisi quid varii tenet in se. – Non omnino temere est, quod vulgo dictitant. (Tappius, 50a.)


7. Keine Atzel heckt eine Taube.Pistor.. IV, 190; Eisenhart, II, 6, 2; Blum, 505.

Von diesem Sprichworte machte man früher in den Rechten einen gleich nachtheiligen Gebrauch wie von: Art lässt nicht von Art u. dgl., und es gilt hiervon dasselbe, was oben von diesem gesagt worden ist. Folgerungen wie der: Weil der Vater ein Dieb ist, muss auch dem Sohne die Neigung zum Stehlen eigen sein, kann keine Gültigkeit zugestanden werden.


[Zusätze und Ergänzungen]

zu6.

»Keine Atzel ich vff erden fund, die nichten schecket oder bunt.« (Eyering, II, 77.)


8. Der gescheiden atzlen sind dennoch jr eyr gestolen.Franck, I, 86b; Henisch, 1533, 57.


9. Die Atzel kan jrs hüpffens nit lassen.Franck, II, 59a.


10. Man stilt auch etwa einer Atzel ein Ey.Petri, II, 469.


*11. Es sind Atzeln.

Der Spottname der Bewohner des Dorfes Klingen in der Pfalz, wo es viel Atzeln und viel fromme Leute gibt. (Becker, Pfalz, 422 u. 464.)


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 1. Leipzig 1867.
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