1. Da, es mich iückt, da darff ichs nit krawen. – Franck, II, 133a; Gruter, I, 10.
2. Es ist ein böses Jucken, wo man nicht kratzen darf.
Lat.: Herculana scabies. (Binder II, 1291; Erasm., 482; Germberg, VII, 123.)
3. Es jucket je allezeit einer den andern wie die Maulesel. – Petri, II, 279.
4. Es jucket manchem, er darf (kann) nicht kratzen.
Holl.: Alle jeukte is met geen krabben to genezen. (Harrebomée, I, 358a.)
5. Es juckt sich mancher, da jn nicht beisst. – Franck, II, 192b; Lehmann, 136, 65.
6. Et jucket mi säu am Struiker, ich läuwe, ich mot no op der Hochtît spillen. (Sauerland.)
7. Jeder juckt sich an seiner Nase.
8. Jsuch lîrt (lehrt) kraue. (Düren.) – Firmenich, I, 483, 75.
9. Jucken, Buln vnd sauffen voll, dess thut ein kleine Zeit nur wol. – Eyering, II, 261.
10. Jucken lehrt kratzen und Aeugeln führt zum Schmatzen.
Holl.: Jeuk leert klouwen, en armoede leert huishouden. (Harrebomée, I, 358a.)
11. Jucken und borgen thut wohl, aber nicht lange. – Eiselein, 352; Simrock, 5257; Braun, I, 1673.
12. Jucken vnd borgen thut nur einmal wol. – Franck, I, 162b; Lehmann, II, 280, 65; Theatrum Diabolorum, 801a.
13. Mancher geht mit Jucken ins Bad und kommt mit der Krätze wieder. – Simrock, 5261a.
14. Wa, ät jeuch, dä kratz sich. (Düren.) – Firmenich, I, 432, 25.
Frz.: Qui se sent galeux se gratte. (Lendroy, 806.)
15. Was dich nicht juckt, das kratze nicht. – Simrock, 5260; Körte, 6461; für Nassau: Kehrein, VI, 17.
It.: Di quel che non ti cale, non dir nè ben, né male.
16. Wat mich juckt, dât krazen ich. – Schuster, 1096.
17. Wen es nicht juckt, der soll sich nicht kratzen.
18. Wen's juckt, der findet bald etwas, woran er sich reiben kann.
Böhm.: Prašivý s drbavým dobře se srovnají. – Svrbný drbného vždy najde. (Čelakovsky, 44.)
19. Wen's juckt, der kratze sich. – Simrock, 5258; Gaal, 1203; Körte, 6696; Braun, II, 534.
»Fühlst du irgendwo ein Jucken, kratze dich als Ehrenmann.« (H. Heine.) Wer sich getroffen findet, [1028] der mag es haben; es geht den an, der sich fühlt. – Die Russen machen noch ausdrücklich darauf aufmerksam, dass der, den es juckt, sich und nicht den Nachbar krauen müsse, indem sie sagen: Das Jucken verliert sich nicht, wenn du deines Nachbars Beine kratzest. (Altmann VI, 475.)
Frz.: A bon entendeur salut. (Gaal, 1203) – Avis au lecteur. – Qui a la gale, la gratte. – Qui se sent galeux se gratte. – Qui se sent morveux se mouche. (Bohn I, 53; Cahier, 794.)
It.: Chi si sente scottar, tiri a se i piedi (le gambe). (Gaal, 1203.)
Ung.: Kiki ott vakarja, ahol viszket. (Gaal, 1203.)
20. Wen's juckt, der muss sich kratzen, käm' auch das Blut heraus. – Simrock, 5259.
21. Wo es einen juckt, da kratzt man sich. – Bücking, 346.
Böhm.: Kde svrbí, škrabe se; kde milo hladí se. (Čelakovsky, 232.)
22. Wo es mich juckt, darf ich nicht krauen. – Körte, 6917; Simrock, 5261.
Lat.: Ubi quis dolet, ibidem et manum habet. (Eiselein, 352.)
23. Wo es nicht juckt, soll man nicht ⇒ kratzen (s.d.). – Mayer, II, 203.
Böhm.: Kde nesvrbí, nedrbej, a psem, když chce spáti, za ocas netrhej. – Kde tĕ nesvrbí, nedrbej, abys příčesův neudĕlal. (Čelakovsky, 272.)
Kroat.: Gde te neserbi, ne češi se. (Čelakovsky, 272.)
24. Zu viel Jucken macht Schmerz.
Dän.: At kløe og tale for meget, giør ondt. (Prov. dan., 349.) – Efter sød kløe kommer suur svie. (Bohn I, 365.)
Frz.: Trop gratter cuit, trup parler nuit. (Bohn I, 60.)
*25. He geht met'n Jiöcke in't Bad un kümt met'n Kleie wier ût. – Lyra, 70 u. 193.
Mit dem Jucken geht er ins Bad und mit der Krätze kommt er wieder.
*26. Sich um emeste gäcken. – Frommann, V, 37, 111.
Sich an jemand jücken, reiben, sich mit einem zu schaffen machen.
*27. So juckt man die Sau.
Mit der einen Hand kraut man sie und mit der andern schlägt man sie vor den Kopf.
28. Auf das angenehme Jucken folgt ein brennender Schmerz.
29. Op en söd Jöken folgt en sur Swären. – Marahrens, 95.
*30. Es juckt ihm in den Fingern.
Er möchte zur Feder oder zum Stock greifen, um seine Meinung auszudrücken.
Buchempfehlung
Im Jahre 1758 kämpft die Nonne Marguerite Delamarre in einem aufsehenerregenden Prozeß um die Aufhebung ihres Gelübdes. Diderot und sein Freund Friedrich Melchior Grimm sind von dem Vorgang fasziniert und fingieren einen Brief der vermeintlich geflohenen Nonne an ihren gemeinsamen Freund, den Marquis de Croismare, in dem sie ihn um Hilfe bittet. Aus dem makaberen Scherz entsteht 1760 Diderots Roman "La religieuse", den er zu Lebzeiten allerdings nicht veröffentlicht. Erst nach einer 1792 anonym erschienenen Übersetzung ins Deutsche erscheint 1796 der Text im französischen Original, zwölf Jahre nach Diderots Tod. Die zeitgenössische Rezeption war erwartungsgemäß turbulent. Noch in Meyers Konversations-Lexikon von 1906 wird der "Naturalismus" des Romans als "empörend" empfunden. Die Aufführung der weitgehend werkgetreuen Verfilmung von 1966 wurde zunächst verboten.
106 Seiten, 6.80 Euro
Buchempfehlung
Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Nach den erfolgreichen beiden ersten Bänden hat Michael Holzinger sieben weitere Meistererzählungen der Romantik zu einen dritten Band zusammengefasst.
456 Seiten, 16.80 Euro