Bank, die

[715] Die Bank, plur. die Bänke, und in zwey Bedeutungen Banken, Diminutivum das Bänkchen, im Oberdeutschen das Bänklein, überhaupt eine jede Erhöhung. Besonders,

1. Eine Erhöhung des Erdbodens. In der Schifffahrt werden seichte Örter, Untiefen, wo nicht Wasser genug ist, ein Schiff zu tragen, Bänke genannt. Daher die Sandbank, wenn die Untiefe durch einen Haufen Sandes verursachet wird; die Austerbank,[715] wenn sie den Austern zum Aufenthalte dienet, Perlenbank, u.s.f. In dem Festungsbaue heißt eine kleine Erhöhung des Bodens, unten an der Brustwehre, worauf sie Soldaten treten, die Bank, Franz. Banquette. Auch dicke Schichten oder Lagen in den Steingebirgen werden häufig Bänke genannt. Der Granit liegt in starken Bänken. So auch die Kohlenbank, Sandbank, Schieferbank u.s.f. Oft wird auch der Treppen ähnliche Absatz eines Ufers, ingleichen eine Terrasse in den Gärten mit diesem Nahmen belegt, welche Bedeutung im Niedersächsischen am gewöhnlichsten ist. S. auch Hängebank und Eisbank. Ingleichen die oberste Fläche der Brustwehre eines Walles, Franz. Barbette; doch nur in der R.A. über Bank schießen, wenn keine Schießschatten in die Brustwehre eingeschnitten sind.

2. Ein langer hölzerner Sitz, auf welchem mehrere zugleich sitzen können. 1) In eigentlicher Bedeutung, zu welcher folgende sprichwörtliche R.A. gehören, welche aber insgesammt nur von sehr niedrigem Gebrauche sind. Unter der Bank liegen, im Verborgenen, in Verachtung leben. Etwas unter der Bank hervor ziehen, es aus dem Verborgenen an das Licht bringen. Etwas unter die Bank stecken, es als etwas Verächtliches verbergen. Jemanden unter die Bank stecken, ihn überwältigen und zum Gespötte haben. Durch die Bank, ohne allen Unterschied, ein Ausdruck, dessen Ursprung noch dunkel ist. Etwas durch die Bank verkaufen, in Bausch und Bogen, das Gute mit dem Schlechten. Mit einer Person von der Bank fallen, ein uneheliches Kind mit ihr erzeugen. Seinen Kindern auf der Bank sitzen, von ihnen ernähret werden. Etwas auf die lange Bank schieben, es aufschieben; eine aus den Gerichten entlehnte Redensart, in welchen man statt der Acten-Schränke ehedem eine lange Bank hatte, die Acten und Klagen auf derselben zu verwahren; oder, wie Frisch will, eine Sache so lange verschieben, bis ihrer mehrere zu Gerichte sitzen. Die Schweden haben diese R.A. auch; allein Herr Ihre hätte nicht nöthig gehabt, wegen des Wortes lang, auf das Niedersächsische lunger, und Griech. λαγγεω zu fallen, und die lange Bank durch Faulbank zu erklären. S. auch Aufschieben. 2) Um einiger Ähnlichkeit willen wird in der Wapenkunst diejenige Figur, welche gemeiniglich ein Thurnierkragen heißt, von einigen auch eine Bank genannt. 3) Bey den Reichs- und Kreisversammlungen werden seit 1474 nicht nur die Sitze der Reichsstände, sondern auch die Ordnung, in welcher sie sitzen, und die Stände und ihre Deputirten selbst, unter diesem Ausdrucke verstanden. Die weltliche Bank, die weltlichen Glieder des Fürstenstandes. So auch die geistliche Bank, die Grafenbank, die Rheinische Bank, die Schwäbische Bank u.s.f.

3. Ein Tisch, welche Bedeutung ehedem häufiger war, aber jetzt nur noch in folgenden Fällen vorkommt. 1) Von gewissen niedrigen und festen Tischen verschiedener Handwerker und Verkäufer. Daher eine Drehbank, oder Drechselbank, Hobelbank u.s.f. Ingleichen die Brotbank, die Fleischbank, Tische vor welchen die Bäcker und Fleischer feil haben, und der Ort, oder das Gebäude, wo sich dieselben befinden, welches oft nur schlechthin die Bänke genannt wird. Daher auch die im gemeinen Leben übliche R.A. einen zur Bank hauen, alle einzelne Handlungen eines Menschen verleumden. Daß diese niedrige R.A. von den Fleischern entlehnet ist, erhellet aus dem ehrlichen Hans Sachs, der an einem Orte noch sagt:


Also

Kan ich beyde man und frawen

Hinterrück zu der steischbank hauen.


S. auch Einhauen.[716]

2) Der Tisch eines Wechslers und das darauf befindliche Geld, Ital. Banco, Franz. la Banque. In dieser Bedeutung ist das Wort noch in verschiedenen Hasard-Spielen üblich, wo es das Geld desjenigen bedeutet, gegen welchen die übrigen Spieler spielen. Daher, Bank halten, eine Bank machen, dieses Geld hergeben. Einen aus der Bank heben, oder die Bank sprengen, ihm dieses Geld abgewinnen. 3) Daher in weiterer Bedeutung eine öffentliche gemeine Casse, bey welcher man zu dem sichern Besitze einer Geldsumme gelangen kann, und welche nach der Verschiedenheit ihrer Einrichtung auch verschiedene Nahmen bekommt; S. Girobank, Leihbank, Wechselbank, Zettelbank. Ingleichen das Gebäude, in welchem sich eine solche Casse befindet. Da diese Anstalt eine Italiänische Erfindung ist, so ist im gemeinen Leben auch der Italiänische Ausdruck Banco üblicher, als der Deutsche. In diesen beyden letzten, eigentlich ausländischen Bedeutungen, lautet der Plural nicht Bänke, sondern Banken.

4. Ein Strickholz, S. Bängel, in der Anmerkung. Bey den Papiermachern und einigen andern Künstlern wird auch das Laufbret in einer großen Presse die Bank genannt.

Anm. Das Angels. Benc und Baence, das Engl. Bench und Bank, das Ital. Banca, Banco und Panca, das Franz. Banque, das Dänische Bänk, das Schwed. Baenk, und das Latein. Banca, Bancha und Banchus, bey dem du Fresne, sind in allen obigen Bedeutungen üblich. Das n vor dem k ist kein Stammbuchstab, sondern hat seinen Grund bloß in der Aussprache durch die Nase, welches das Isländische beweiset, wo eine Bank Beck heißet. Bank gehöret also zu dem Geschlechte des Wortes Bake, und bedeutet eigentlich einen jeden erhöheten Ort. Das Angels. Banc wurde auch von einem jeden Hügel gebraucht. Diese Ableitung hat mehrere Wahrscheinlichkeit, als wenn man dieses Wort von dem Latein. Abacus herleitet. Ehedem wurde Bank auch häufig für ein Gericht gebraucht, welche Bedeutung noch im Englischen Statt findet. Im Oberdeutschen ist es männlichen Geschlechtes, daher man auch im Schwabenspiegel der Bank findet.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 715-717.
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