Körper, der

[1727] Der Körper, des -s, plur. ut nom. sing. Dimin. das Körperchen, Oberd. Körperlein.

1) In der weitesten Bedeutung, ein jedes aus Materie bestehendes Ding, im Gegensatze eines Geistes. In dieser Bedeutung wird es besonders in den Wissenschaften gebraucht, wenn man von Dingen dieser Art weiter nichts bestimmen will oder kann, als daß sie aus Materie bestehen. Ein runder, ein viereckter Körper. Ein fester Körper, ein flüssiger Körper. Harte, durchsichtige, elastische Körper. Die Himmelskörper, die großen runden Massen, welche den unermeßlichen Raum des Himmels ausfüllen. In der Geometrie sondert man auch noch den Begriff der Materie von den Körpern ab, und schränkt sich bloß auf den Raum ein, den sie einnehmen, und da ist ein Körper eine umgränzte stetige Größe, welche nach allen Gegenden zu ausgedehnet ist.[1727]

2) In engerer Bedeutung wird der stärkere, dickere Theil eines Dinges in manchen Fällen der Körper genannt, zum Unterschiede von dem schwächern oder dünnern Theile; in welcher Bedeutung es vermuthlich eine Übersetzung des Franz. Corps ist, und nur im Singular gebraucht wird. Die Spitze des Grabstichels der Kupferstecher muß nicht allzu lang seyn, damit er Körper genug behalte, um Widerstand thun zu können. Eine Farbe hat viel Körper, wenn sie viele färbende Theile hat. Auch von einem kräftigen Weine, welchen man auf der Zunge gleichsam fühlet, sagt man, daß er Körper habe. Der Rumpf eines Thieres und besonders eines Menschen, im Gegensatze des Kopfes, der Arme und Beine, wird gleichfalls der Körper genannt; wo auch der Plural üblich ist.

3) In noch engerer Bedeutung ist der Körper der Leib eines Thieres und besonders eines Menschen, im Gegensatze der Seele, die natürliche Maschine, mit welcher ein Geist verbunden ist; in welchem Verstande es oft für Leib gebraucht wird. Einen starken, schwachen, gesunden, siechen Körper haben. Man muß seinem Körper die gehörige Ruhe gönnen. Ein todter, ein entseelter Körper, der Leichnam. S. Leib.

Anm. In einigen Oberdeutschen Gegenden auch Körpel, im Wallis. Corf, im Isländ. mit versetztem r Krof, im Schwed. Kropp, und mit vorgesetztem Zischlaute Skrof, im Latein. Corpus, im Franz. und Engl. Corps. Der weit ausgedehnte Gebrauch dieses Wortes sollte glauben machen, daß es nicht unmittelbar aus dem Latein. entlehnet sey, sondern mit demselben von Einer gemeinschaftlichen Quelle abstamme, zumahl da die Ableitungssylbe -er, welche hier ein Ding, ein Subject bedeutet, völlig Deutsch ist. Indessen ist doch wahr, daß es in den ältern Zeiten nicht vorkommt; Ottfried gebraucht dafür in der dritten Bedeutung Lichinam. Das Schwed. und Isländ. Kropp und Krof könnten auch wohl von einem andern Stamme herkommen, und durch den vorgesetzten Gaumenlaut von dem Nieders. Käff, Keff, Kä, Angels. Hraew, bey den ältern Oberdeutschen Hrao, Chreo, der Leib, Leichnam, ingleichen der Bauch, gebildet seyn. Dem sey wie ihm wolle, so scheinet in der ersten Sylbe das Lat. Corpus der Begriff der Erhöhung, der Hervorragung zum Grunde zu liegen, so daß es zu dem Geschlechte des Wortes Korn gehören würde.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 1727-1728.
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