Körper [2]

[732] Körper (Corpus, Phys.), Alles, was sinnlich wahrnehmbar, einen gewissen Raum selbständig erfüllt u. eine Bestimmung durch Maß u. Gewicht zuläßt. Hierdurch unterscheidet sich K. von Materie, die nur das sinnlich Wahrnehmbare u. Widerstand Leistende ohne bestimmte Form bezeichnet, steht aber auch als Wägbares (begrenztes Materielles) dem Unwägbaren (Potenziellen) gegenüber, d.i. Allem, was eine Veränderung im Wägbaren, Materiellen, Körperlichen bewirkt (wie Licht, Wärme, Elektricität etc.). Durch die auf diesem Wege nach gewissen Gesetzen bewirkten u. durch die Affection unserer Sinne zum Bewußtsein gelangten Veränderungen werden uns die Eigenschaften der K. offenbar. Diese Eigenschaften sind: allgemeine, d.i. allen K-n gemeine, u. besondere, durch die sich die einzelnen K. von einander unterscheiden. Von den allgemeinen gelangen einige auf verschiedenen Wegen (mittelst mehr als eines Sinnes) zu unterer Erkenntniß, wesentliche; andere sind zur Wahrnehmung der K. nicht unentbehrlich, zufällige. A) Allgemeine Eigenschaften der K.: a) wesentliche: aa) Ausdehnung, erste, nothwendigste Eigenschaft aller K.; erfahrungsmäßig dreifach, nach Länge, Breite u. Höhe; bb) Raumerfüllung, Form, von der Art der Begrenzung abhängig, denn alles Ausgedehnte ohne Grenze ist formlos; cc) Undurchdringlichkeit, od. der Grund des Widerstandes, den die K. beim Eintritt anderer leisten, so wie der Verdrängung leicht verschiebbarer K. aus dem Raume, welchen sie einnehmen, durch festere K.; b) zufällige Eigenschaften: dd) Trägheil u. Beharrungsvermögen (Vis inertiae), vermittelst deren ein K., der in Bewegung gebracht wurde, diese so lange fortsetzt, bis durch eine andere Kraft od. einen Widerstand die Art seiner Bewegung geändert wird, od. er auch zur Ruhe kommt, u. dann so lange in Ruhe bleibt, bis er durch eine Kraft wieder in Bewegung versetzt wird; ee) Anziehungskraft,[732] die Urkraft, vermittelt die gegenseitige Annäherung der K., wächst im Verhältnis; der Massen der K., u. nimmt im Verhältniß der Quadrate ihrer Entfernungen ab; ff) Porosität, Eigenschaft der K., daß sie den Raum, den sie einnehmen, nicht ganz erfüllen, sondern bedeutende Zwischenräume erfahrungsmäßig einschließen; gg) Molecularbeschaffenheit, Eigenschaft der K., daß sie aus kleinsten, durch verhältnißmäßig große Abstände getrennten, nach gewissen Gesetzen aus einander wirkenden Theilchen bestehen, die sich aber einzeln nicht wahrnehmen lassen, sondern die nur durch die Art, wie sie aus einander einwirken, die Erscheinungen an den K-n hervorbringen; hh) Ausdehnbarkeit u. Zusammendrückbarkeit der K., großentheils eine Folge der Molecularbeschaffenheit od. auch der Porosität, richtet sich bes. nach dem Einfluß der Wärme u. des Drucks; ii) Theilbarkeit, s.d. a. B) Besondere, unterscheidende Eigenschaften der K.: a) äußere Verschiedenheit: aa) hinsichtlich der Dichtigkeit: fast alle K. haben bei gleichem Rauminhalte ein verschiedene Gewicht. Den schwerem K. nennt man den dichtern, das Verhältniß seiner größern Dichtigkeit zu den andern K. drückt man durch das spezifische Gewicht aus, s. Gewicht; bb) hinsichtlich des Zusammenhangs od. des Aggregationszustands der Theile der K. unterscheidet man flüssige u. feste K. Die Theile der erstern lassen sich leicht verschieben, die der letztern weniger. Die flüssigen K. theilt man wieder in tropfbar-flüssige u. in elastisch-flüssige; erstere widerstehen dem Druck mehr als letztere u. erweitern ihr Volumen bei nachlassendem Drucke nicht so lebhaft als letztere. Die elastisch-flüssigen K. theilt man in Dünste u. Gase; cc) nach dem größern od. geringern Widerstand, den die K. leisten, wenn man ihnen eine andere Gestalt geben will, zerfallen sie in harte u. weiche. Kehren die Theile der K. nach dieser Änderung von selbst wieder in ihre vorige Lage zurück, so heißen sie elastisch, im Gegentheil unelastisch; vgl. Elasticität. Dehnbar ist ein K., der bei Erleidung einer Formänderung seinen Zusammenhang nicht ausgibt; wo nicht, so ist er spröde. Alle K. haben von Natur ein Streben, eine bestimmte Form anzunehmen, das in den sogenannten unorganischen K. als Krystallisation sich darstellt. Die Atome der K. ordnen sich nämlich unter dem Einfluß der Anziehungskraft in bestimmte, symmetrische Formen u. bilden auf diese Art die ergänzenden Massentheilchen od. Molecüle (Mollecules), aus denen sich nur die Materie sowohl als auch die Krystalle zusammensetzen. Diese Massentheilchen werden durch eine abstoßende Kraft in einer gewissen Entfernung von einander gehalten. Beim Zunehmen der abstoßenden od. anziehenden Kraft ändert sich die Dichtigkeit eines n. desselben K-s; die Massentheilchen verschiedener K. selbst besitzen aber eine verschiedene Dichtigkeit sowohl, als eine verschiedene Gestalt, die als Ursache der verschiedenen Kristallisation zu betrachten ist. In den festen K-n bilden die Atome Massentheilchen vielleicht von verschiedenen Gestalten, welche von ebenen Flächen begrenzt sind, od. sie ziehen sich wenigstens nach verschiedenen Richtungen mit verschiedener Stärke an, so daß der einmal hervorgerufene Gleichgewichtszustand zwischen diesen Kräften ein stabiler ist u. die Körpertheilchen also eine feste gegenseitige Lage annehmen; bei tropfbar-flüssigen K-n sind die Atome in gleichen Abständen von einander u. werden also in ihrem Innern nach allen Seiten gleichstark angezogen, woher ihre leichte Verschiebbarkeit; bei den elastisch-flüssigen K-n verschwindet die anziehende Kraft von der abstoßenden, sie dehnen sich daher, wofern nicht Druck u. dgl. ihrer Anziehungskraft zu Hülse kommt, so lange aus, bis die Entfernung der Atome zu groß wird, als daß die Abstoßungskraft noch gegenseitig wirken könnte. Die Kraft, mit welcher die Massentheilchen od. Atome eines u. desselben festen K-s zusammengehalten werden, heißt Cohäsion (s.d.); dagegen ist die Adhäsion (s.d.) eine Folge der Anziehungskraft der Massentheilchen getrennter Körper, die daher mit der Zahl der Berührungspunkte zunimmt. b) Innere od. chemische Verschiedenheit der K., diese ist das Gebiet des Chemismus u. dessen einzelnen Verzweigungen.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 9. Altenburg 1860, S. 732-733.
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