Weise

[1462] Weise, -r, -ste, adj. & adv. 1. Viel wissend, mehr Erkenntniß als andere besitzend, welches zwar die erste, aber jetzt minder gebräuchliche Bedeutung ist. Daher wurde ehedem ein jeder, welcher den großen Haufen an Kenntnissen und Einsichten übertraf, ein Weiser genannt. Noch jetzt ist unter dem großen Haufen ein weiser Mann, eine weise Frau, eine Person, welche andere in der Kenntniß natürlicher Dinge übertrifft, und oft wohl gar ein Hexenmeister und eine Hexe. In der deutschen Bibel kommt es für erfahren geschickt, gelehrt, noch häufig vor, welche Bedeutung auch außer dem noch in der höhern Schreibart nicht selten ist. 2. In engerer Bedeutung, den vernünftigen Absichten und den Umständen in einem hohen Grade angemessen; ingleichen Fertigkeit besitzend, seine Worte und Handlungen nach dem Umständen und vernünftigen Absichten abzumessen. Ein weiser Mann, ein Weiser. Ein weiser Ausspruch. Die Verwegenheit des Jünglings wird durch die Ausbildung zu einer weisen Herzhaftigkeit und Entschlossenheit in Gefahren, Gell. Es sagt in dieser Bedeutung etwas mehr, ist auch über dieß edler, als klug.

Anm. Schon im Isidor, Ottfried u.s.f. uuise, uuiza, im Nieders. witt, wies, Engl. wise, Schwed. vis. Es ist das vorige weis; nur mit dem hinzu gefügten mildernden e. Wissen und Witz sind Intensiva davon. Einer Sache nicht weise seyn, war ehedem so viel, als ihr nicht gewachsen seyn.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 1462-1463.
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