Weiße

[691] Weiße, Christian Felix, Dichter und Pädagog, geb. 1726 zu Annaberg im sächs. Erzgebirge, in Leipzig Lessings Studienfreund, später mit Nicolai Herausgeber der Bibliothek der schönen Wissenschaften und freien Künste, 1761 Obersteuersecretär, st. 1804 zu Leipzig. W. war anfänglich Gottschedianer, dann ein Gegner Gottscheds, und leistete mit seinem keineswegs tiefen, aber gewandten Talent für das Drama und im Versmachen manches Gute, zumal die poetische Mittelmäßigkeit zu seiner Zeit noch im Flor war. Er lieferte Lustspiele (die Poeten nach der Mode 1756, Amalia u.a.), wagte es, im Trauerspiel als Nebenbuhler Shakespeares aufzutreten (Jean Calas, Eduard III., Richard III., Romeo und Julie u. dgl.), erwarb großen Beifall mit seinen Singspielen (der Teufel ist los, Lottchen am Hof, der Dorfbarbier u.s.f.), durch welche er auch die von Gottsched angefeindete Oper neu belebte, und dichtete mitunter recht artige und gelungene Lieder (scherzhafte Lieder, Kinder-, Amazonenlieder), von denen einige noch im Munde des Volkes leben. Als Jugendschriftsteller machte er besonders mit seinem 24bändigen »Kinderfreund« Epoche, obgleich er sich damit wenig über die Dürre u. Pedanterie seiner Zeit erhob. Selbstbiographie, von seinem Sohne Christian Ernst u. Frisch herausgegeben, Leipz. 1826. An seinem 100sten Geburtstage wurde in seiner Vaterstadt eine Schule für arme Kinder begründet und ihm zu Ehren W. nsstiftung genannt. – Sein Sohn, Christian Ernst, geb. 1766 zu Leipzig, gest. 1832 als Professor der Rechte daselbst, schriftstellerte viel in seinem Fache und schrieb namentlich ein vielbelobtes Lehrbuch des sächs. Staatsrechts; sein Enkel Christian Hermann, geb. 1801 zu Leipzig, Professor der Philosophie daselbst, vertrat das Hegelthum in vielerlei Schriften.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1857, Band 5, S. 691.
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