Claude Prosper Joliot de Crebillon

[305] Claude Prosper Joliot de Crebillon, des vorigen Sohn, geb. 1707, gest. 1777, der Verfasser des Sophaʼs und mehrerer geistvollen wiewohl frivolen Romane, wird von Dʼ Alembert auf folgende Art mit seinem Vater verglichen: »Crebillon der Vater mahlt die Verbrechen und Bosheiten der Menschen mit dem schwärzesten Colorit. Der Sohn zeichnet mit dem zartesten und wahrsten Pinsel die Feinheiten, Nüancen und selbst die Grazien unserer Laster; jenen verführerischen Leichtsinn, welcher die Franzosen zu dem macht, was man liebenswürdig nennt, und welches so viel, als nicht liebenswürdig heißt; jene unruhige Thätigkeit, welche macht, daß sie selbst im Schooße des Vergnügens lange Weile empfinden; jene Verkehrtheit verstellter und gleichsam durch die Maske der Schicklichkeit gemilderter Grundsätze; unsere Sitten endlich, die verdorben und frivol [305] sind, in welchen das Extrem der Verderbniß mit dem Extrem des Lächerlichen sich verbindet.

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 1. Amsterdam 1809, S. 305-306.
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