Der Todten-Tanz

[191] Der Todten-Tanz ist ein ehedem sehr berühmtes Gemählde, das in Basel in der Französischen Kirche zu sehen war. Auf 60 Figuren in Lebensgröße von allen Ständen sind darauf vorgestellt, denen sich der Tod unter verschiedenen Gestalten und unter den verschiedenen Wirkungen nahet, die er auf eines jeden Gemüth macht. Dieses Gemählde, für dessen Verfasser man gemeiniglich Holbein angegeben hat, wird wohl mit mehrerem Grunde Hugo Glauber, einem berühmten Baslerischen Mahler, zugeschrieben – noch andere wollen Nicolaus Manuel für den wahren Erfinder halten – und es soll zum Andenken der 1439 während des Concilii zu Basel gewüthet habenden Pest gemahlt worden sein. Uebrigens kennt man das Gemählde nur aus Beschreibungen (eine ist von 1725 mit Merians Kupfern); denn schon zu Anfange des vorigen Jahrhunderts hatte es, da der Kalkgrund zu sehr der freien Luft ausgesetzt war, so viel gelitten, daß es fast ganz unscheinbar wurde, und nun seit länger als 30 Jahren gar nicht mehr existirt: eine getreue Kopie davon aber befindet sich in der öffentlichen Bücher-und Raritäten-Sammlung zu Basel.

Quelle:
Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 6. Amsterdam 1809, S. 191.
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