Apotheose

[100] Apotheōse ist der griech. Ausdruck für Vergötterung oder Versetzung unter die Götter, was die Römer Consecratio nannten. Wie der Mensch auf niederer Stufe der Ausbildung überhaupt gewohnt ist, jede ungewöhnliche oder ihm unerklärliche Erscheinung als eine unmittelbare Wirkung eines höhern Wesens zu betrachten, so geschah es auch in der vorchristlichen Welt, besonders unter den gebildetern Völkern Griechenlands und Roms, daß man einzelne Menschen von ausgezeichneter Körperkraft, ungewöhnlichen Talenten und hervorstechenden Tugenden als Götter oder doch als Göttersöhne betrachtete und ihnen entweder schon im Leben oder wenigstens nach dem Tode göttliche Verehrung bewies. Was früher aus Ehrfurcht geschah, war unter den spätern röm. Kaisern die Frucht der gemeinsten Schmeichelei. Kaiser und Kaiserinnen, oft die verworfensten Ungeheuer, wurden, noch während sie lebten, durch die Beschlüsse des Senats vergöttert und ihre Apotheose unter den größten Feierlichkeiten vollzogen. Auch geschah es später nicht selten, daß auf Befehl der röm. Kaiser der Senat selbst ihre Günstlinge unter die Götter versetzen mußte, wie dies unter Anderm mit Antinous, dem Lieblinge des Kaisers Trajan, der Fall war.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 100.
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