Arnd

Arnd

[123] Arnd (Joh.), der berühmteste unter den Erbauungsschriftstellern der protestantischen Kirche, geb. 1555 zu Ballenstedt im Fürstenthume Anhalt, starb, nachdem er mehre geistliche Ämter verwaltet und manche trübe Erfahrungen gemacht hatte, als Superintendent zu Celle 1621.

Er war als Gelehrter und als Prediger sehr geschätzt, von der wohlwollendsten Liebe gegen die Menschheit durchdrungen und namentlich gegen Arme und Nothleidende höchst freigebig. Doch beiweitem größern Ruhm und ausgezeichnete Verdienste erwarb er sich durch seine Erbauungsschriften, namentlich die »Sechs Bücher vom wahren Christenthume« und das »Paradiesgärtlein«. Sie waren in den Zeiten großer Bedrängniß, vorzüglich während des dreißigjährigen Kriegs, für Viele ein dringendes Bedürfniß, zumal da die meisten der protestantischen Kirchenlehrer nicht darauf dachten, die Gemeinden zu erleuchten, zu bessern und zu trösten, sondern Alles gethan zu haben glaubten, wenn sie in ihren Predigten wacker gegen Alle, die ihre Überzeugungen nicht theilten, kämpften. Noch setzt haben A.'s Schriften eine größere Verbreitung, als alle übrigen Andachtsbücher; doch Dem, der eine vernunftgemäße Vorstellung vom Christenthume und dessen Wesen und Bestimmung hat, können sie nicht mehr genügen, da sie in einer spielenden Sprache abgefaßt sind, viele unklare Vorstellungen enthalten und Gefühle anregen, welche das Gemüth verwirren, anstatt zu erheben.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 123.
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