Champagne

[402] Champagne hieß eine ehemalige franz. Provinz von etwa 350 ! M., welche östl. von Lothringen, nördl. von Lüttich und Luxemburg, westl. von Picardie und Isle de France, südl. von Burgund begrenzt wurde und deren Gebiet gegenwärtig die Departements der Ardennen, der Marne, Obermarne, Aube, Seine und Marne, und Yonne enthalten. Früher war es ein Theil Galliens, kam mit diesem unter röm. Botmäßigkeit, gehörte dann zum fränk. Reiche und erhielt im 11. Jahrh. eigne Grafen und Herzoge, welche aber franz. Lehnsträger waren. König Philipp IV. erwarb 1274 Champagne durch Heirath für die franz. Krone und 1328 wurde sie von Philipp VI. dem franz. Reiche als Provinz einverleibt. Das Land ist größtentheils eben, den nördl. Theil ausgenommen, den der Ardennerwald durchzieht, wird von den Flüssen Seine, Aube, Marne, Maas bewässert, deren nächste Umgebungen, sowie überhaupt der westl. Theil sehr fruchtbar sind, während der östl. meist Haiden und Morastboden hat und die unfruchtbare Champagne heißt. Gewerbfleiß und Fabrikwesen blühen vorzüglich in den Städten Mezières, Charleville, Langres, Troyes, Rheims und Sedan, und Eisenminen und Eisenwerke aller Art enthält der Ardennerwald; ferner liefert Champagne die besten Flintensteine in Europa, ihre berühmtesten Erzeugnisse bleiben jedoch die vorzüglich auf dem Kreideboden des Marnedepartements erbauten Champagnerweine, welche zu den edelsten gehören, die es gibt. Man hat deren rothe und weiße und von letztern wieder schäumende oder moussirende, und nicht schäumende. Die erstern werden erhalten, indem man den gekelterten Most nach begonnener, aber nicht vollendeter Gährung mit aufgelöstem Zucker versetzt auf Flaschen füllt und diese luftdicht verschließt. Sobald nun durch Entfernung des Verschlusses die Luft wieder mit dem Weine in Berührung kommt, beginnt die unterbrochene Gährung von Neuem und die dabei entwickelte kohlensaure Luft verursacht das Schäumen. Die nicht schäumenden Champagnerweine haben ihre Gährung beendigt und sind schwerer als jene, die edelsten aber wachsen in den Umgebungen von Rheims, Epernay, Ai, Hautvilliers und Cramont, und der Acker solcher Weinberge ist schon mit mehr als 3000 Thlrn. bezahlt worden. In verpichten Flaschen, welche in große Körbe verpackt werden, versendet man den Champagner nach allen Welttheilen; dieses großen Absatzes wegen ist er aber auch häufigen Verfälschungen unterworfen, und namentlich werden oft mit Zucker versetzte Obstweine dafür untergeschoben. Neuerdings bereitet man aber auch moussirende Burgunderweine (s.d.) und auch am Rheine und am Neckar hat man mit Glück angefangen, aus leichten Weinen Champagner zu bereiten.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 402.
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