Rheims

Rheims

[688] Rheims ist eine der ältesten franz. Städte, liegt am Flusse Vesle im Departement der Marne, welches ein Gebietstheil von der ehemaligen Champagne ist, in einer fruchtbaren, von Höhen eingefaßten Gegend, wo die edelsten Champagnerweine (s. Champagne) wachsen, und hat 35,000 Einw., die viel Wollen- und Baumwollenfabrikation, auch Hut- und Ledermanufacturen und wichtigen Weinhandel betreiben.

R. ist der Sitz eines katholischen Erzbischofs, der als Primas des Reichs von jeher das Recht zur Krönung und Salbung der franz Könige in seiner Domkirche ansprach und bis zur Julirevolution 1830 ausübte. An die Stelle der seit 1547 hier bestandenen, in der Revolution von 1793 aufgehobenen Universität ist ein Lyceum getreten; auch besteht nach eine Akademie der Wissenschaften. Die Stadt war schon zur Zeit der Römerherrschaft in diesen Gegenden unter dem Namen Durocortorum längst bekannt, hieß aber schon um Christi Geburt Remi oder Remo und war der Hauptort der belg. Gallier. Im I. 496 wurde der Frankenkönig Clodwig mit vielen seiner Großen vom dasigen Bischof Remigius getauft, der vom Papst Leo IX. im 12. Jahrh. heilig gesprochen worden ist. R. hat noch mancherlei röm. Alterthümer und Trümmer von Tempeln und Triumphbogen aufzuweisen, ist aber seines hohen Alters ungeachtet gut gebaut und hat breite Straßen. Das Rathhaus [688] ist durch eine schöne Façade ausgezeichnet, das merkwürdigste Gehände bleibt aber der hier abgebildete gothische Dom, 438 F. lang mit zwei ganz vollendeten, 253 F. hohen Thürmen. Er gehört zum Stift des h. Remigius und in ihm wurden die Könige von Frankreich sonst gekrönt. Von den dabei gebrauchten Kostbarkeiten wurde auch das h. Ölfläschchen, die sogenannte sainte Ampoule, vernichtet, welches dem h. Remigius bei der Taufe des Clodwig ein Engel überbracht haben sollte und dessen längst vertrockneter Inhalt doch immer noch etwas zu dem Salbungsöl bei den Krönungen hergab. Überhaupt ist von den Schätzen des Doms das Meiste während der Revolution entführt worden.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 688-689.
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