Clodwig

[440] Clodwig, seit 482 König der salischen Franken, welche damals im nördl. Frankreich wohnten, ist darum merkwürdig, daß er durch glückliche Benutzung der Umstände das kleine, vom Vater geerbte Reich zu einem der größten des Abendlandes erhob und den Grund zu der Größe des nachmaligen Frankreichs legte. Roh, wie sein Zeitalter, und nicht bedenklich in der Wahl der verwerflichsten Mittel zur Erreichung seiner Zwecke bestieg er mit 16 Jahren den Thron, den die Dynastie der Merowinger damals besaß. Sein Erstes war, den Römern ihre letzten Besitzungen in Gallien zu entreißen, und als bald darauf die Allemannen, ein deutsches Volk, welches beide Ufer des Mittelrheins, von Basel bis Mainz, bewohnte, seinen Vetter, den König der ripuarischen Franken, in Köln angriffen, zog C. ihm zu Hülfe und machte sie durch seinen Sieg bei Zülpich unweit Jülich, 496, den Franken unterthänig. Als der Kampf noch schwankte, wandte sich C. in seiner Angst an den Gott der Christen und gelobte Annahme des Christenthums, wenn er ihm den Sieg verleihe; auch hielt er sein Gelübde und empfing die Taufe in Rheims, mit ihm 3000 Franken, denen bald das ganze Volk folgte. Der Papst, voll Freude über den neuen Sohn der katholischen Kirche, ertheilte ihm den Titel des allerchristlichsten Königs, den die Könige von Frankreich bis 1830 führten. Aber das Christenthum verhinderte C. nicht, seine Hände ferner nach fremden Gütern auszustrecken, und von seiner Gattin Clotilde, der Nichte des burgund. Königs Gundobald, der ihren Vater erschlagen hatte, zur Rache ermuntert, foderte C. das Erbtheil seiner Gemahlin, und da es nicht erstattet wurde, bekriegte und zwang er (500) Gundobald zu einem Tribut. Hierauf entlehnte C. von der Religion den Vorwand, den westgoth. König Alarich II. zu bekriegen, welcher dem arianischen Glaubensbekenntniß zugethan war. »Ich sehe mit Schmerz«, sprach C., »daß diese Arianer (s.d.) den schönsten Theil Galliens besitzen. Laßt uns ausziehen, um ihnen mit Gottes Hülfe ihre Länder zu entreißen!« Wirklich entschied die Schlacht bei Poitiers 507 für C.; Alarich wurde von dessen eigner Hand getödtet und nun ein Theil des westgoth. Reiches mit dem Frankenlande verbunden. Jetzt gelüstete ihm nach den Besitzungen seiner Vettern, der Könige der ripuarischen Franken, zwischen der Maas und dem Rhein, und indem er Söhne gegen Väter, Brüder gegen Brüder, Unterthanen gegen Fürsten aufwiegelte und doch den Verräthern den Lohn vorenthielt, erreichte C. auch hier seinen Zweck, richtete sie alle zu Grunde und vereinigte so fast ganz Gallien mit seinem Reiche, ehe ihn 511 der Tod von dem blutbefleckten Throne stieß; worauf seine vier Söhne sich in sein Reich theilten.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 440.
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