Circulation

[433] Circulation oder Umlauf der Waaren oder des Geldes nennt man das wiederholte Übergehen derselben aus einer Hand in die andere. Mit steigender Cultur mußte bei den Menschen bald die Theilung der Arbeit eintreten, vermöge welcher nicht jeder seine Bedürfnisse sich alle selbst schafft, sondern sich vorzugsweise einer gewissen Art von Arbeit widmet, worin er es zu desto größerer Vollkommenheit bringen kann und deren Producte er gegen die von Andern gelieferten austauscht. Da indeß der Austausch von Producten gegen Producte, von Waaren gegen Waaren mit vielen Unbequemlichkeiten verbunden ist und es sich nicht immer trifft, daß Der, welcher Das besitzt, was Einer bedarf, Das gebrauchen kann, was ihm der Andere dafür bietet, so suchte man ein Allen gleich angenehmes Ausgleichungsmittel zu finden, für das Jeder etwaige Bedürfnisse stets eintauschen kann, und dieses Ausgleichungsmittel ist das Geld (s.d.). Da nun Niemand etwas weggeben wird, wenn ihm nicht Das, was er dafür bekommt, lieber ist, so kann man voraussetzen, daß er bei dem Verkaufe seiner Erzeugnisse oder seiner Dienste gewinnt; ebenso müssen Dem, der das Geld dafür gibt, die Waaren oder die Dienste nöthiger sein, und indem er die Zeit, welche er dadurch, daß er Andere für sich arbeiten läßt, auf eine Beschäftigung verwenden kann, die ihm mehr einbringt, gewinnt auch er. Je öfter nun solche Gewinnste von Einzelnen gemacht werden, um so wohlhabender werden sie und mit ihnen auch die Nation, der sie angehören. Schnelle Circulation des Geldes ist daher auch sowol Quelle als Zeichen und Folge des Nationalwohlstandes. Doch wird dabei vorausgesetzt, daß das Geld mit gegenseitigem Vortheil, als Lohn für geleistete Arbeit, von Hand zu Hand geht, denn es ist ein Irrthum, der zu sehr verkehrten Maßregeln, z.B. zu zwecklosen öffentlichen Bauten, Verschwendung und Prunk des Hofstaates veranlaßt hat, daß lebendige Geldcirculation an und für sich den Nationalwohlstand vermehre. Denn Auflagen vom Volke zu erheben, um den Ertrag Andern für Müßiggang oder werthlose Arbeit in die Hände zu geben, lähmt die werthschaffende Arbeit und die Nation verliert dabei auf jeden Fall die Erhebungs- und Verwaltungskosten. Je schneller das Geld aus einer Hand in die andere geht und zu neuem Tausche verwendet wird, mit einer desto geringern Summe wird das Geschäft des Waarenaustausches bewirkt, eine desto größere Summe kann daher mit der nämlichen Geldmasse bezahlt werden, und z.B. 1000 Thlr., welche monatlich umlaufen, thun grade dieselbe Wirkung wie 12,000 Thlr., welche erst nach einem Jahre circulirt haben. Außer dem Metallgelde gehören auch Banken, Wechsel und Papiergeld (s.d.) zu den allgemeinsten Ausgleichungsmitteln.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 433.
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