Cyklopen

Cyklopen

[490] Cyklōpen nannten die alten Griechen fabelhafte Riesen, die sie theils für Söhne des Uranus und der Gäa, des Himmels und der Erde, theils für Söhne Neptun's hielten und die sie sich mit einem Auge mitten an der Stirn dachten.

Die Zahl der letztern wird schwankend zwischen 7 und 100 angenommen, und zu ihnen gehörte jener Polyphem, der in einer Höhle auf Sicilien gehaust haben soll und mit dem Odysseus (s.d.) eins seiner berühmten Abenteuer bestand. Der Söhne des Uranus waren drei, denen für sich allein, sowie unter Mitwirkung Vulcan's, die wichtigsten und beschwerlichsten Arbeiten zugeschrieben wurden, wie z.B. das Schmieden der Donnerkeile Jupiter's. Die feuerspeienden Berge, namentlich der Ätna auf Sicilien, galten für die Essen ihrer Werkstätte, und man nannte endlich Dinge, deren Herstellung ungeheuern Kraftaufwand erfodert hatte, Werke der Cyklopen; namentlich versteht man unter cyklopischen Mauern solche, die aus ungeheuren, meist unbehauenen, [490] künstlich ineinandergefügten Felsblöcken bestehen und von denen man Überreste unter den Trümmern von Tirynth und Mykenä, zweier der ältesten Städte von Morea, sowie ähnliche in Mittelitalien antrifft. Die Dicke dieser Mauern übersteigt mitunter 25 F.; darin angebrachte Thore pflegen nach oben in der Breite abzunehmen. Man schreibt auch den Pelasgern, als den ältesten Bewohnern von Morea, diese Bauwerke zu, von denen auch die pelasgische Ebene den Namen hat, in der Tirynth und Mykenä liegen, und noch Andere halten dafür, daß in dieser vorzugsweise cyklopischer Boden genannten Gegend ein ganzer Volksstamm gehaust habe, der den Namen Cyklopen führte.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 490-491.
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