Ätna

Ätna

[137] Ätna, der größte feuerspeiende Berg Europas, liegt auf der Ostseite der Insel Sicilien und bildet ein, von vielen Schluchten durchschnittenes Gebirge, das 10,500 F. hoch [137] über die Meeresfläche emporragt und an seinem Fuße einen Umfang von 15 Meilen hat.

Er wird in drei Regionen eingetheilt; in die untere oder Getreidefeldregion, wo Städte und Dörfer liegen, die mittlere oder Waldregion, und die oberste oder Schneeregion, wo sich der Krater befindet. Das Ersteigen des Gipfels, was gewöhnlich von Catania aus geschieht, ist sehr beschwerlich, aber bei günstiger Witterung durch eine weite, prachtvolle Aussicht belohnend. Ganz Sicilien und das die Insel umflutende Meer mit allen Inseln sind vor dem Auge ausgebreitet. Auf allen Seiten, mitten zwischen den Weinbergen und Getreidefeldern, sieht man Lavaströme, und hie und da, vorzüglich zwischen der Wald- und Schneeregion, erheben sich theils ältere, theils neuere ausgebrannte, geborstene oder noch thätige Krater. Die Ausbrüche des Ä., deren man bis jetzt über 70 zählt, sind meist furchtbar und gewöhnlich von anhaltenden Erdbeben begleitet. Im J. 1537 wurde Messina durch einen solchen Ausbruch zerstört und 1669 spaltete die Spitze des Berges in drei Theile, 49 kleinere Flecken und Dörfer gingen zu Grunde und gegen 94,000 Menschen verloren das Leben. Im J. 1693 wurde wieder ein großer Theil der angebauten Gegenden verheert und über 50,000 Menschen kamen dabei um. Auch die Ausbrüche in den Jahren 1799, 1800, 1809, 1811, 1819 waren heftig; am bedeutendsten aber war der Ausbruch im J. 1832, durch welchen die Umgegend von Bronte verwüstet ward. Etwa 800 F. unterhalb des Gipfels des Ä. sind die Reste des sogenannten Philosophenthurms, welcher das Andenken an den Tod des griech. Philosophen Empedokles, der sich in den Krater gestürzt haben soll, erhält. Auffallend ist der üppige Pflanzenwuchs am Ä.; auf seinem Rücken und an seinem Fuße wachsen Fichten, Buchen, Eichen, Pinien, Cypressen, Oleander, Goldlorbeer, Orangen, Citronen und einzelne Palmen, auch Kastanienbäume, die mit Rebgehängen geschmückt sind und deren mehre einen Umfang von 60–70 F. haben. Der größte aber unter denselben, der gewöhnlich von den Fremden besucht wird, mißt an seiner Wurzel im Umkreise 100 Fuß.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 137-138.
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