Elgin

[652] Elgin (Lord, Graf), geb. 1769, berühmt als Sammler der vom engl. Parlament für 35,000 Pfd. Sterl. von ihm für das brit. Museum erkauften und dort unter dem Namen »Elgin'sche Marmors« aufgestellten Denkmale altgriech. Kunst, aus dem Zeitalter des Phidias. Nachdem E. seit 1792 Gesandter am östr. Hofe gewesen, ging er 1799 in gleicher Eigenschaft nach Konstantinopel, ward aber schon im folgenden Jahre abberufen und wendete nun 14 Jahre und außerordentliche Summen auf, um durch Reifen und [652] Nachforschungen in Griechenland von den Denkmalen alter Kunst, theils durch eigenthümliche Erwerbung, theils durch Abformen und Abzeichnen, trotz der Zerstörungslust der Türken, in Sicherheit zu bringen, was möglich war, wobei er sich den Beistand sechs ausgezeichneter Künstler zu sichern wußte. Begünstigt von der türk. Regierung, sowie vom Erzbischof von Athen, der ihm Kirchen und Klöster für seine Nachforschungen öffnen ließ, brachte E. eine unvergleichliche Sammlung von Bildwerken in Marmor und Bronze, Münzen, Vasen, Basreliefs, worunter auch über 60 vom Parthenon in Ath en (s.d.) u.s.w. zusammen, welche er 1814 auf zwei Schiffen nach England absendete, von denen aber eins mit dem größten Theil der Ladung verloren ging. Das Parlament hatte früher nicht nur die für sein Unternehmen erbetene Unterstützung abgelehnt, sondern es war dasselbe von ihm, sowie außerdem herbe getadelt und ein Tempelraub gescholten worden. Indessen wären wol ohne E. die meisten entführten Kunstschätze, von denen jetzt Gypsabgüsse der wichtigsten für das Antikencabinet in Dresden gefertigt werden, früher oder später der Zerstörung anheimgefallen, und gewiß nur wenigen würde die Gründung des neuen Königreichs Griechenland zu Gute gekommen sein.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 652-653.
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