Episode

[677] Episōde, ein dem Griechischen entlehnter Ausdruck, welcher ursprünglich Einschiebsel bedeutet, und von Aristoteles (s.d.) sogar auf alle zwischen den Chorgesängen befindlichen Theile des altgriech. Drama angewendet wird, die uns jetzt als Hauptsache vorkommen, während damals der Chor (s.d.) als solche betrachtet wurde, und dadurch das Zwischenliegende als eingeschoben erschien. Er wendete aber denselben Ausdruck auch schon zur Bezeichnung einer in die Haupthandlung einer Dichtung verflochtenen Nebenhandlung an, und dieser Sinn wird jetzt gewöhnlich damit verbunden. Dergleichen Episoden dürfen aber darum keineswegs in so lockerer Verbindung mit der Haupthandlung stehen, daß man sie als bloßes Füllwerk ansehen könnte, sondern müssen ebenfalls zur Ausführung und Entwickelung derselben beitragen, wie z.B. das Märchen im »Oberon« von Wieland, welches die Erklärung der Theilnahme Oberon's am Schicksale Hüon's gibt. Auf Gemälden versteht man unter Episoden mehr und weniger vom Hauptgegenstande der Darstellung getrennte Nebenpartien, und im gemeinen Leben wird Episode gleichbedeutend mit Digression (s.d.) von jeder Entfernung oder Abschweifung vom Hauptthema des Denkens und Sprechens gebraucht, und daher heißt episodisch wie digressiv so viel wie abschweifend und abirrend.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 677.
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