Eynard

[714] Eynard, Bankier zu Genf, einer der einsichtsvollsten und mit eignen Opfern thätigsten Beförderer der Befreiung der Griechen vom türk. Joche, ist der Sohn eines Kaufmanns, 1775 zu Lyon geboren und der Abkömmling einer franz. Familie, die während der Religionsverfolgungen nach Genf auswanderte. Im J. 1793 half E. seine Vaterstadt gegen die Armee des Convents vertheidigen, begab sich dann nach Genf, errichtete später ein Handlungshaus in Genua und übernahm 1801 ein höchst vortheilhaftes Geldgeschäft für den damaligen König von Hetrurien. Durch die Gunst der Prinzessin Elise Bacciocchi, Schwester Napoleon's und seit 1809 Großherzogin von Toscana, ward E. Generalpächter des toscan. Salz- und Tabackhandels, lebte aber seit 1810 meist in Genf, und als Abgeordneter dieses Freistaats besuchte er 1814 den wiener Congreß, sowie 1818 den zu Aachen als Bevollmächtigter des ihm wohlwollenden, 1824 verstorbenen Großherzogs Ferdinand II. von Toscana, der E. auch den Hofrathstitel gab und in den Adelstand erhob. Seit 1824 betrieb E. bei den angesehensten europ. Höfen und durch Anregung der allgemeinen Theilnahme die Sache Griechenlands, dem er durch von ihm eröffnete Sammlungen außerordentlich wichtige Unterstützungen an Geld und Kriegsbedarf verschaffte und 1829 aus eignen Mitteln 700,000 Francs ohne Bürgschaft vorstreckte, nachdem sie ihm von der franz. Regierung verweigert worden war. Die dankbare Nationalversammlung zu Argos verlieh schon früher das griech. Staatsbürgerthum an E., der mit dem griech. Präsidenten Kapodistrias bis zu dessen Ermordung in den vertrautesten Beziehungen stand. Auch durch Liebenswürdigkeit im Umgange ausgezeichnet, ist E. im Besitz der verdienten allgemeinen Achtung und macht von seinem erworbenen großen Vermögen den edelsten Gebrauch.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 714.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika