Gebote

[154] Gebote (die zehn) wurden (nach Moses II, 20 ff.) dem Propheten Moses auf dem Berge Sinai für das jüdische Volk im ersten Jahre des Auszuges aus Ägypten gegeben. Der Finger Gottes schrieb diese Gebote auf (zwei) Tafeln, die Moses mit vom Berge brachte, zu dessen Füßen das Volk seiner wartete. Sie umfassen die Hauptlehren der Moral, doch so, daß sie sich auf die Werke mehr als auf die Gesinnung beziehen. Die christliche Religion, welche sich von der jüdischen eben dadurch unterscheidet, daß sie Heiligung des Herzens fodert, aus der sich die guten Werke ergeben sollen, nicht wie die jüdische Religion mit den Äußerungen der Rechtschaffenheit sich begnügt, hat daher die Gebote zwar aufgenommen und anerkannt, doch so, daß die bloße Befolgung derselben noch keinen Anspruch auf die göttliche Gnade gibt, vielmehr soll die Haltung der zehn Gebote nur Äußerung des höchsten christlichen Gebots, Liebe gegen Gott und den Nächsten sein. Alle Erweiterungen der Gebote durch Christus (Matth. 5.) beziehen sich darauf, daß die Gesinnung heilig sei, dann werden die Äußerungen derselben den Geboten entsprechen, ja der fromme Mensch wird noch weit mehr thun, als die Worte der zehn Gebote aussprechen.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 154.
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