Gefecht

[159] Gefecht ist die allgemeine Bezeichnung jedes Kampfes streitender Parteien, bei dem sich dieselben tödtlicher Waffen gegeneinander bedienen. Besteht jede der streitenden Parteien nur in Einer Person, so ist das Gefecht Zweikampf (s.d.). In anerkannt rechtmäßiger Weise kommen Gefechte nur im Kriege vor. Man unterscheidet hier die Gefechte sowol [159] nach der Stärke der streitenden Parteien, als nach der Waffe, mit der sie geführt werden. Ein Gefecht, welches nur von Wenigen bis zu einigen Hunderten auf beiden Seiten geführt wird, heißt ein Scharmützel; sind über 500 bis 10,000 im Kampfe, so gibt es eine Affaire oder ein Gefecht im engern Wortsinn; sind endlich die kämpfenden Parteien noch stärker, so wird das Gefecht zur Schlacht. Die Infanterie bedient sich im Gefechte nur des Schießgewehres, theils zum Schießen, theils mit dem Bayonnet, und nur ausnahmsweise des Seitengewehrs. Das Feuern geschieht beim Kampfe in Reihe und Glied, höchstens aus einer Entfernung von 300 Schritt und entweder in ganzen Abtheilungen oder einzeln im Heckenfeuer. Beim Tirailliren (s.d.) wird auch aus größern Entfernungen geschossen. Bayonnettangriffe pflegen in der Regel in Colonne gemacht zu werden, theils mit geladenem, theils mit ungeladenem Gewehr. Die Cavalerie, welche ihre Angriffe sehr rasch macht, wird von der Infanterie wo möglich bis zu einer Entfernung von 40 F. herangelassen, ehe diese feuert. In diesem Falle kann sie einer energischen Wirkung gewiß sein. Cavalerieangriffe pflegen selten gegen die Fronte des Feindes gerichtet zu sein, gewöhnlich sucht die Cavalerie den Feind in die Flanken zu fassen. Beim Angriff setzt sich die Reiterei in Galopp und etwa 100 Schritt vor dem Feinde in Carrière. Gegen Quarrés des Feindes werden die Angriffe in Schwadronen gemacht, sodaß eine der andern folgt, und jede vom Feinde abgewiesene Schwadron sich hinter den vorrückenden wieder formirt. Die Cavalerie bedient sich vorzugsweise des Säbels oder der Lanze, doch hat sie auch Carabiner und Pistolen, die beim Blänkern in Anwendung kommen. Blänkern heißt das Tirailliren der leichten Cavalerie, wobei diese je zwei und zwei Mann gegen den Feind vereinzelt anrückt und ihn beunruhigt. Die schwere Cavalerie sucht den Feind besonders durch den Angriff in geschlossenen Reihen zu werfen. Die Artillerieangriffe können wegen des weitreichenden Geschützes schon aus einer Entfernung von 1500–1800 Schritt begonnen werden. Gewöhnlich läßt aber die Artillerie den Feind auf 1200 Schritt herankommen, ehe sie zu feuern beginnt. Es ist Regel, die Geschütze möglichst verdeckt und ohne die Munitionswagen aufzustellen. Kommt der Feind näher als 600 Schritt, so wird mit Kartätschen gegen ihn geschossen. Die Artillerie eröffnet in der Regel die Schlacht und steht in einer Entfernung von 30 bis 80 Schritt vor der Linie. Das Geschütz wird nicht blos in der ganzen Angriffslinie vertheilt, sondern namentlich auch zur Besetzung einzelner wichtiger Punkte benutzt, namentlich solcher, von denen aus die Bewegungen des Feindes beobachtet und beherrscht werden können. Wenn das Geschütz verloren gegeben werden muß, so haben die Artilleristen das Ladezeug mitzunehmen, und wenn noch Zeit dazu ist, das Geschütz durch Vernageln unbrauchbar zu machen.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 159-160.
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