Gliedschwamm

[230] Gliedschwamm, weiße Kniegeschwulst, bezeichnet ein meist schmerzhaftes und gewöhnlich langwieriges, tödtlich endendes Leiden des Kniegelenks, dessen Entwickelung hauptsächlich durch die Skrofelsucht und das sogenannte Reißen (öfter wiederkehrende Rheumatismen oder auch wol Gicht) begünstigt wird. Öfter mag es sich nach Einwirkung von Ursachen, welche das genannte Gelenk unmittelbar betreffen, ausbilden, so z.B. nach Verwundungen, Contusionen (Stoß oder Schlag), übertriebenen Anstrengungen u.s.w. des Kniegelenks. Die Krankheit beginnt in der Regel mit einem Gefühle von Steifigkeit im Gelenk, das allmälig in Schmerz übergeht. Dieser Zustand dauert mit abwechselnder Besserung und Verschlimmerung oft lange Zeit, bis endlich die Schmerzen dauernd zunehmen und das Gelenk [230] anzuschwellen beginnt. Die Geschwulst ist in manchen Fällen elastisch, schwappend, in andern so hart, daß sie dem Drucke fast gar nicht nachgibt. Sie nimmt immer mehr zu und in demselben Verhältnisse wird der Unterschenkel gegen den Oberschenkel gebogen, das Gehen wird endlich völlig unmöglich. Die Haut des angeschwollenen Gelenks erleidet eine außerordentliche Anspannung und bekommt ein glänzend-weißes, später ein bläuliches Ansehen. Die Geschwulst bricht endlich an einzelnen Stellen auf und ergießt einen dünnen, mit käsigen Flocken vermischten Eiter. Untersucht man sie durch die sich abwechselnd schließenden und wieder aufbrechenden Öffnungen, so findet man die zu dem Gelenk gehörigen Theile mehrfach entartet und zerstört. Die Kräfte des Kranken sinken meistens schnell; er verfällt in schleichendes Fieber und gibt, wenn das kranke Glied nicht noch zu rechter Zeit durch die Amputation (s.d.) entfernt wird, unter erschöpfenden Schweißen und Durchfällen den Geist auf.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 230-231.
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