Hatto

[342] Hatto ist der Name zweier übelberüchtigter Erzbischöfe von Mainz, von denen der älteste 891–913 regierte und durch hinterlistigen Verrath den fränk. Grafen Adelbert in die Hand des ihm feindlich gesinnten Kaisers brachte, auch dem Herzog Heinrich von Sachsen nach dem Leben gestanden haben soll. Noch Schlimmeres erzählt die Sage von Hatto II., welcher im 10. Jahrh. lebte. Als einst eine Hungersnoth ausgebrochen war, schrieen die Armen um Brot zu dem reichen Erzbischof, mochten ihn auch wol selbst seines Wohllebens wegen anfeinden. Er nun ließ im Zorn eine große Menge derselben in eine Scheuer sperren und diese anzünden; als aber die Verbrennenden und Erstickenden jämmerlich schrieen, sagte er zu seinen Begleitern: »Höret, wie meine Kornmäuse piepen.« Alsbald sollen nun aus den Trümmern unzählige Mäuse hervorgekommen und den gottlosen Bischof verfolgt, endlich aus seinem Schloß vertrieben haben. Er suchte Rettung auf einem Thurm, der bei Bingen mitten im Rhein stand. Aber vergebens! Die Mäuse schwammen ihm nach und fraßen endlich den bösen Bischof lebendigen Leibes auf. Der wahre Grund der Sage läßt sich nicht mehr ermitteln, aber von dem Mäusethurm, den die Schweden 1635 zerstörten, sind noch die Trümmer zu sehen.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 342.
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