Hunnen

[427] Hunnen ist der Name eines gegenwärtig nicht mehr existirenden asiat. Volks, welches in der Geschichte eine große Berühmtheit erlangt hat, indem es zu der großen Völkerwanderung [427] Veranlassung gab und diese selbst gleichsam anführte, durch welche die alte Welt in Trümmer sank und eine neue Welt vorbereitet wurde. Die Hunnen waren ein mächtiges Volk, welches seine Herrschaft von den Grenzen des chines. Reichs über die Mongolei und den größten Theil Nordasiens bis an das kaspische Meer und die Grenzen Tibets ausdehnte. Es lebte mit den Chinesen in Streit und nachdem diese in den langen Kämpfen Sieger geblieben waren, wanderte ein großer Theil aus. Im Laufe von Jahrhunderten drängte diese Völkerschaft immer mehr nach Europa zu, stieß zunächst auf die Alanen, mit denen sie sich nach einem blutigen Kampfe vereinigte, drängte dann gegen die Gothen und so wurde das Jahr 376 der Anfang der für Europa verhängnißvollen Völkerwanderung. Bald machten sich die Hunnen auch den Römern furchtbar, welche ihnen einen Tribut zahlen mußten, mehre Mal aber auch mit ihnen in Kampf geriethen und dann wieder einzelne Schwärme in Dienst nahmen. Als Attila (s.d.) König der Hunnen geworden war, erreichte die Macht derselben den höchsten Gipfel, aber bald nach seinem Tode löste sich das Hunnenreich auf, und obschon noch lange nördl. von der Donau einzelne hunn. Horden sich erhielten, verschwand doch allmälig der Name dieses Volks aus der Geschichte. Hiervon mag die Ursache besonders in dem Umstande zu suchen sein, daß man zur Zeit der Völkerwanderung zu den Hunnen im Allgemeinen alle die Völkerschaften rechnete, welche sich den Zügen derselben angeschlossen hatten oder von ihnen mit fortgerissen worden waren. Später nahmen diese Völker ihre besondern Namen wieder an.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 427-428.
Lizenz:
Faksimiles:
427 | 428
Kategorien: