Incunabeln

[441] Incunābeln (von dem lat. incunabula, Wiege), oder Paläotypen (alte Drucke) werden die ersten Druckwerke genannt, diejenigen, welche von der Erfindung der Buchdruckerkunst bis etwa 1500 erschienen sind. Bücherliebhaber und Bibliotheken sammeln diese Incunabeln in sehr verschiedenen Absichten. Nicht allein die Geschichte der Buchdruckerkunst, der Holzschneide- und Kupferstechkunst (insofern man Bilder zur Ausstattung der Bücher gab) werden durch diese Werke erläutert, sondern es finden sich unter ihnen auch seltene, später nicht wieder gedruckte Schriftwerke, und besonders die ersten Ausgaben (lat. editiones principes) der griech. und röm. Classiker kommen an Werth den Handschriften nahe und werden bei neuern Ausgaben noch immer verglichen. Einzelne Incunabeln bieten besondere Merkwürdigkeiten dar. So ist das Psalterium von 1457 das erste mit einer ausdrücklichen Jahreszahl versehene Werk, die zu Mailand 1476 gedruckte griech. Grammatik von Laskaris das erste griech. Druckwerk, das 1470 zu Köln gedruckte Buch: »Sermo ad populum praedicabilis« das erste, dessen Blätter mit Zahlen versehen sind, Antonio's da Siena: »Monte santo di Dio« (Florenz 1477, Fol.) das erste mit Kupferstichen ausgestattete Druckwerk u.s.w.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 441.
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