Kadmus

[524] Kadmus, der Gründer des siebenthörigen Theben zu Böotien in Griechenland, war ein Sohn des Königs von Phönizien, Agenor, und ein Bruder der Europa (s.d.). Nachdem diese von dem Jupiter entführt worden war, wurde K. mit der Weisung von seinem Vater ausgeschickt, er solle nicht ohne seine Schwester in die Heimat zurückkehren. Er irrte vergebens die Europa suchend umher und kam endlich nach Delphi, wo er das Orakel befragte. Von diesem erhielt er die Weisung, er solle von fernerm Suchen abstehen, und wenn er das Orakel verlassen, einer weißen Kuh folgen, welche ihn hinführen werde, wo er eine Stadt gründen solle. Die Kuh erschien und führte den K. nach Böotien, wo sie sich niederließ. Hier nun wollte K. die Kuh der Minerva opfern und schickte einige seiner Gefährten nach einer Quelle aus, Wasser zu holen. Sie fanden eine dem Mars heilige Quelle, wurden aber von einem sie bewachenden Drachen, einem Erzeugten des Mars, umgebracht. K. kam nun herbei und erschlug den Drachen, nahm dessen Zähne und säete sie nach dem Rathe der Minerva in ein gepflügtes Feld. Nicht lange währte es, so ging die Drachensaat auf, und es wuchsen aus der Erde geharnischte Männer. Wieder auf Rath der Göttin warf nun K. einen Stein unter jene, worüber sie in Kampf gegeneinander entbrannten und sich gegenseitig umbrachten bis auf fünf, welche dem K. bei der Erbauung der Stadt behülflich waren, in welcher er als König herrschte und in der noch in späterer Zeit die Burg den Namen Kadmea hatte. Jupiter gab dem K. später die Tochter des Mars und der Venus, Harmonia, zur Gemahlin und alle Götter kamen zur Hochzeitfeier. Antinoe, Ino, Semele, Agave und Polydorus waren die Kinder des Kadmus. Später begab sich dieser mit seiner Gemahlin auf den Befehl des Bacchus zu den Encheliensern und siegte über die Illyrier, ihre Feinde. Er ward ihr König und erzeugte noch einen Sohn, den Illyrius. Jupiter verwandelte endlich den K. und die Harmonia in Schlangen oder Drachen und versetzte sie nach Elysium. Aus Phönizien, wird erzählt, soll K. die Buchstabenschrift und andere Künste mit nach Griechenland gebracht haben und die Gründung Thebens wird um das I. 1550 vor Chr. angenommen.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 524.
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