Mäcenas

[4] Mäcēnas (Caj. Cilnius) war der Vertraute und Günstling des röm. Kaisers Augustus (s.d.) und der Gönner und Beschützer von Horaz und Virgil, welchen er die glückliche Muße verschaffte, deren Früchte die besten Werke dieser Dichter waren, weshalb neuere Gelehrte seinen Namen zum Ehrentitel für Beförderer der Wissenschaften und Künste gemacht haben. M. stammte aus einer alten etruskischen Familie, besaß einen hellen Verstand, Klugheit und Umsicht und wußte Andere sehr geschickt für seine Absichten zu benutzen; allein als Freund weichlichen Wohllebens verwaltete er nie ein öffentliches Amt und blos die Nothwendigkeit vermochte ihn, Geschäfte zu übernehmen, die er dann aber auch tüchtig besorgte. Um guten Rath, guten Muth und frohe Laune war er nie verlegen, verstand über Andere zu scherzen und über sich scherzen zu lassen und scheint überhaupt [4] ganz der Mann gewesen zu sein, bei dem Augustus fand, woran es ihm grade gebrach, wäre es auch nur etwas gewesen, wie z.B. M.'s Liebhaberei für Seltenheiten und seine Weichlichkeit, womit er ihn aufziehen konnte. M. besaß Zeit seines Lebens das volle Vertrauen des Augustus, der nur auf dessen Rath am Schlusse seines zweiten Consulats die höchste Gewalt nicht niederlegte. Von Augustus unermeßlich reich gemacht, konnte übrigens M. sein Haus leicht zum Vereinigungspunkte der Gelehrten und überhaupt der besten Köpfe machen, seine üppige Tafel mit ihnen theilen und sie gelegentlich seinem mächtigen Freunde empfehlen, für den er damit wichtige Anhänger warb. Auch konnte er bequem Horaz mit einem Landgütchen beschenken und dem Virgil durch Fürsprache sein väterliches Gut wieder verschaffen, um das ihn Octavianus selbst während des Triumvirats gebracht hatte; allein das Alles würde jeder gebildete und kluge Mann an seiner Stelle gethan haben. M. schrieb und dichtete auch zum Zeitvertreib, von seinen wenig gerühmten Werken haben sich aber nur Bruchstücke erhalten und in den letzten Jahren vor seinem im I. 8 n. Chr. erfolgten Tode benachtheiligte seine träge und wollüstige Lebensweise auch seinen Geist.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 4-5.
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