Mäcēnas

[665] Mäcēnas, 1) Cajus Cilinus, römischer Ritter, von etrurischer Abstammung, geb. 13. April zwischen 74 u. 64 v. Chr. in Rom, Vertrauter des Octavianus, zog mit demselben 43 v. Chr in den Mutinensischen Krieg, vermittelte 40 dessen Verheirathung mit Scribonia u. nebst Asinius Pollio den Frieden zwischen Octavianus u. Antonius in Brundisium; 38 gewann er den Antonius zum Mitkämpfer Octavians gegen Pompejus u. schloß 37 das Bündniß zwischen beiden in Tarent ab; 36 wurde er in Octavians Abwesenheit der Vorsteher von Rom u. Italien, als welcher er die ganze Civil- u. Militärgewalt in seinen Händen hatte; mit gleicher Macht wurde er wieder im Jahr 31 betraut, als Octavianus den Aktischen Krieg führte, wo er bes. den von M. Lepidus beabsichtigten Bürgerkrieg in Rom vereitelte. Nach der Rückkehr Octavians aus Ägypten beredte er denselben zur Übernahme der Alleinherrschaft u. übte bei mehrern Gelegenheiten einen wohlthätigen Einfluß auf den nunmehrigen Augustus zur Milde u. Schonung aus. Später zog er sich von den Geschäften zurück; sein Verhältniß zu Augustus blieb das frühere, wiewohl es durch einzelne Mißhelligkeiten getrübt wurde, so durch die Mittheilung eines Staatsgeheimnisses an seine Gemahlin Terentia u. durch die Beziehung des Augustus zu dieser. M. starb im Jahr 8 v. Chr. u. setzte den Augustus zu seinem Universalerben ein Er besaß einen Palast auf dem Esquilin (wo er auch bestattet wurde) u. dabei die berühmten Gärten; seinen großen Reichthum benutzte er zum Wohlleben, zu Kunstsammlungen (bes. kostbarer Steine, [665] Gemmen, Ringe, Perlen) u. zur Unterstützung von Gelehrten u. Dichtern, unter Letzteren waren bes. Virgilius, Propertius, Varius u. Horatius seine Günstlinge; er selbst schrieb in Prosa über naturhistorische Gegenstände, über Gemmen u. ein Symposium, dichtete auch einige unbedeutende Sachen; sein Styl war wie seine Kleidung weichlich, gesucht, affectirt u. salbungsreich; übrigens war. er ein Mann von großem Geiste u. als Staatsmann wach u. thätig in entscheidenden Augenblicken u. geschickt im Handeln. Jetzt nennt man 2) M. einen Beschützer der Schönen Künste u. Wissenschaften.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 10. Altenburg 1860, S. 665-666.
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