Pollĭo

[284] Pollĭo, 1) Cajus Asinius P., geb. 76 v. Chr.; stand im Bürgerkriege auf der Seite des Jul. Cäsar u. kämpfte unter Curio in Numidien gegen Juba, dânu bei Pharsalos, in Afrika u. Spanien; nach Cäsars Ermordung gedachte er erst zu den Republikanern überzugehen, trat aber, nach der Abschließung des zweiten Triumvirats 43 v. Chr., auf die Seite des Antonius u. wurde Präfect vom Cispadanischen Gallien. Nachdem er 41 den Ausbruch des Kriegs zwischen Antonius u. Octavian durch den Vergleich in Brundisium verhindert hatte, wurde er 40 Consul u. besiegte 39 die Parthiner; er hielt deshalb einen Triumph u. erbaute von der in diesem Kriege gemachten Beute die erste öffentliche Bibliothek im Vorhofe des Tempels der Freiheit auf dem Aventinischen Berge in Rom. Darauf trat er in den Privatstand, arbeitete fleißig im Senat u. als Richter, beschäftigte sich bes. mit den Wissenschaften u. st. 4 n.Chr. auf seinem Tusculanum. Er war ein Freund des Virgilius (dessen vierte Ekloge an ihn gerichtet ist) u. des Horatius (welcher die erste Ode des zweiten Buches auf ihn schrieb), brachte die Sitte auf, schriftstellerische Werke im Kreise von Freunden vor der Herausgabe vorzulesen (Recitationes, s.d.), war als Redner berühmt u. schr. ein historisches Werk über die Bürgerkriege u. Tragödien (sämmtlich bis auf Fragmento verloren); vgl. Thorbecke, De A. Pollionis vita et studiis etc., Leyd. 1820. 2) Cajus Asinius Gallus, Sohn des Vorigen, war 8 v. Chr. Consul, heirathete die Vipsania, die erste Gemahlin des Tiberius, wurde wegen seiner Freimüthigkeit 30 n.Chr. zu ewiger Gefangenschaft verurtheilt u. st. 33. 3) Annius P., war 31 n.Chr. in eine Verschwörung gegen Nero verwickelt u. wurde verwiesen; seine Gemahlin Servilia wurde der Zauberei angeklagt u. hingerichtet. 4) Vedius P., römischer Ritter, Freund des Augustus; als der Kaiser einst bei P. speiste, hatte einer der Sklaven des P. ein krystallnes Gefäß von großem Werth zerbrochen, P. bestrafte ihn damit, daß er ihn in seinen Muränenteich zu werfen befahl; der Kaiser, welchen der Sklav um Gnade anflehete, that zwar nichts für ihn, ließ aber die noch übrigen Gefäße vor sich bringen, zerschlagen u. die Scherben ebenfalls in den Teich werfen. 5) Trebellius P., unter Diocletian[284] einer der Verfasser der Augusta historia (s.d.); schrieb das Leben der Kaiser von Philippus Arabs bis Claudius II. (244–70); nicht mehr vollständig vorhanden.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 13. Altenburg 1861, S. 284-285.
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