Tiberius

[580] Tiberius, römischer Vorname, abbrevirt Ti. I. Kaiser: a) Römischer Kaiser: 1) Ti. Claudius Nero, Sohn des Ti. Claudius Nero (s. Claudius 20) u. der Livia Drusilla, geb. 16. November 42 v. Chr. Unter der Regierung seines Stiefvaters Augustus, dessen Tochter Julia er nach der Scheidung von Vipsania Agrippina, 11 v. Chr., heirathete, focht Ti. 15 v. Chr. mit seinem Bruder Drusus gegen die Rhäter u. Vindelicier, welche er besiegte, u. wurde darauf 13 v. Chr. Consul; 10 u. 9 commandirte er mit Varus gegen die Pannonier. Nach dem Tode des Drusus, im J. 8, erhielt er den Oberbefehl in Germanien; da er jedoch hier nicht viel ausrichtete u. eigenmächtig sein Commando verließ, so mußte er in ein freiwilliges Exil gehen u. lebte sieben Jahre auf Rhodus, wo er sich wissenschaftlich beschäftigte. Erst 1 n. Chr. durfte er nach Rom zurückkehren u. wurde nach dem Tode aller von Augustus zu seinen Nachfolgern bestimmten Verwandten, auf Antrieb der Livia, 4 n. Chr., von Augustus adoptirt. Nun ging er wieder nach Germanien, kriegte im Norden dieses Landes an den Küsten von der Weser bis zur Elbe (s. Deutschland S. 21), zog dann 5 gegen Marbod, warf einen Aufstand in Pannonien nieder, drang 9 über den Rhein in das Innere Germaniens u. übergab dann den Oberbefehl an Germanicus. Nach dem Tode des Augustus 14 n. Chr. wurde Ti. Kaiser. Er regierte Anfangs gut, als er aber 23 seinen Sohn u. Enkel verloren hatte, überließ er dem ruchlosen Sejanus (s.d.) die Herrschaft u. zog sich 26 n. Chr. nach Capreä zurück. Nachdem er den ihm später verdächtig gewordenen Sejanus hatte hinrichten lassen, herrschte er in dessen Geiste als Wütherich fort u. starb auf gewaltsame Weise 16. März 37 n. Chr. bei Misenum, s.u. Rom S. 827. Sein Nachfolger war sein Großneffe Caligula. Er war argwöhnisch, kalt, selbstsüchtig, falsch, wollüstig u. trunksüchtig (weshalb er auch den Spottnamen Biberius Mero [von bibere, trinken, u. merum, unvermischter Wein, gebildet] erhielt), gleichwohl war er wissenschaftlich gebildet, hatte Übung im Reden u. liebte die Musik. Vgl. Fr. Horn, Tib., ein historisches Gemälde, Lpz. 1811; A. Stahr, Tib., Lpz. 1863. b) Byzantinische Kaiser: 2) Ti. II. Constantinus, Thracier von Geburt, war in[580] seiner Jugend Schreiblehrer, wurde dann Soldat u. ward, nachdem er mehre wichtige Ämter bekleidet hatte, 574 vom Kaiser Justinus II., seinem Schwiegervater, zum Cäsar erhoben u. noch 10 Tage vor dessen Tode 578 als Kaiser gekrönt; er führte glückliche Kriege gegen die Perser u. st. 14. Aug. 582; s.u. Byzantinisches Reich. Vermählt war er mit Anastasia, Tochter des Kaisers Justinus II., u. hatte seinen Schwiegersohn Mauritius zum Nachfolger. 3) Ti. III., so v.w. Absimar. II. Andere Römer: 4) Ti. Claudius Nero, Vater von Ti. 1), s. Claudius 20); 5) T. Alexander, Sohn des Alexander Lysimachus, wurde unter Claudius römischer Ritter u. 46 n. Chr. Procurator in Judäa; 63 diente er unter Corbulo in Asien, 66 war er Statthalter in Ägypten, wo er einen Aufstand zu Alexandrien unterdrückte, u. erhielt 70 den Oberbefehl in Judäa. 6) Nero Ti. Claudius, so v.w. Nero 3); 7) Ti., griechischer Rhetor aus unbestimmter Zeit; schr. außer mehren (verlornen) Schriften über die rhetorischen Figuren, herausgegeben in den Rhetores selecti von J. F. Fischer u. in den Rhetores graeci von Walz, 1835, u. von L. Spengel, 1856, von J. F. Boissonade, Lond. 1815.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 17. Altenburg 1863, S. 580-581.
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