Maremmen

[50] Maremmen werden mehre sumpfige und der aus dem Boden sich entwickelnden Ausdünstungen wegen ungesunde Gegenden in Italien, vorzugsweise aber ein 120 ! M. großer Landstrich im Großherzogthum Toscana genannt, welcher sich an der Seeküste entlang von der Mündung der Cecina bis in die Nähe des auf einer Landzunge gelegenen festen Städtchens Orbitello erstreckt. Er enthält zum Theil weit landeinwärts reichende Ebenen mit an Schwefel und Alaun stark geschwängertem weißen Thonboden, dessen Ausdünstungen im Sommer der Gesundheit höchst nachtheilig sind und vor denen sich von den wenigen Bewohnern in die Gebirge flüchtet, wer kann. Namentlich erzeugen sie eine auf [50] solche Gegenden beschränkte Krankheit, Malaria genannt, (ital. mal aria, d.i. verdorbene Luft), welche den Charakter eines schleichenden Nervenfiebers hat. Erst seit dem 6. Jahrh. ist diese Gegend durch vernachlässigte Cultur, wahrscheinlich aber auch durch unterirdische Einflüsse so ungesund geworden und war vorher fruchtbar und bevölkert. Einzelne Stellen sind bewaldet und Baumpflanzungen sollen überhaupt die Luft etwas verbessern, andere gewähren im Winter, wo die Maremmen bewohnbar sind, üppige Weideplätze für zahlreiche Heerden, welche des Sommers in die Gebirge getrieben werden. Hier und da wird in den Maremmen etwas Getreide gebaut, das Einbringen desselben aber ist stets eine sehr gefährliche Arbeit.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 50-51.
Lizenz:
Faksimiles:
50 | 51
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika