Marder

[50] Marder (die) sind sehr schlaue Raubsäugthiere, etwas kleiner als die Katzen, aber noch schlanker gebaut und mit viel niedrigern Füßen, haben buschige, etwa neun Zoll lange Schwänze und gehören zur Familie der Wiesel. Man unterscheidet Baum- oder Edelmarder mit schönem kastanienbraunen Pelz und gelblicher Brust und Kehle, welche vorzüglich in den Buchen- und Nadelholzwaldungen von Europa und im nördl. Asien und Amerika hausen, in Felsenlöchern, hohlen Bäumen, auch in den Nestern der Eichhörnchen, der Raben und anderer Vögel sich verbergen, die sie vorher getödtet oder verjagt haben und sich von Mäusen, Hamstern, Eichhörnchen, von Vogeleiern und alten und jungen Vögeln, welche sie besonders des Nachts beschleichen, auch von mancherlei Waldbeeren und wildem Honig nähren. Etwas kleiner ist der Stein- oder Hausmarder, der ein mattbrauneres Fell und eine weiße Brust und Kehle hat, im gemäßigten Europa und Asien lebt, den Tag über in Felsenlöchern, alten Gemäuern und Gebäuden, in Scheunen, Ställen, unter den Dächern, unter Holzstößen und in ähnlichen Schlupfwinkeln sich verbirgt und blos des Nachts auf Raub ausgeht. Er ist der gefährlichste Feind unsers Hausgeflügels, außerordentlich gewandt und flink, dringt durch sehr kleine Öffnungen in Gänse- und Hühnerställe, kann an senkrechten Wänden, wenn sie irgend rauh sind, in die Höhe klettern und saugt nicht blos die Eier aus, sondern erwürgt in Tauben- und Hühnerhäusern, was ihm vorkommt, und saugt den Thieren das Blut aus. Kirschen, Pflaumen und Ebereschbeeren erbeutet er nicht minder gern, zu Mäusen, Ratten und Fröschen nimmt er aber blos im Nothfall seine Zuflucht. Die Marderfelle, namentlich die vom Baummarder, liefern ein sehr geschätztes Pelzwerk; die meisten und besten kommen aus dem nördl. Rußland und aus Amerika und der Rücken wird vorzüglich zu Verbrämungen benutzt.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 50.
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