Katze

Katze

[587] Katze (die) bildet ein an Arten zahlreiches Geschlecht der Raubthiere, zu welchem die meisten großen und gefährlichen, selbst den Menschen nicht scheuenden reißenden Säugthiere gehören.

Der Luchs, der Panther, der Leopard, die Unze, der Gepard, der Jaguar, der Tiger, der Löwe (s.d.) gehören zum Katzengeschlecht. Die charakteristischen Eigenthümlichkeiten desselben sind ein rundlicher Kopf mit kurzer Schnauze, rauher und stacheliger Zunge, kurze, spitzige und steife Haare. Im Rachen stehen oben und unten sechs Schneidezähne, oben vier und unten drei Backzähne. An den ziemlich hohen Füßen finden sich hinten fünf und vorn vier Zehen, die Fußsohlen sind behaart und die hakenförmigen, gekrümmten, scharfen Klauen können der Katzen zurückziehen, so daß sie dieselben nur beim Angriff herausstrecken. Sie sind blutgierig, listig, gewandt, schnell, falsch, stark, können geschickt klettern, gehen gewöhnlich des Nachts auf Raub aus, während sie am Tage schlafen, und bemächtigen sich ihrer Beute im Sprunge. – Die gemeine oder wilde Katze lebt einzeln in allen Waldungen Deutschlands und findet sich überhaupt in ganz Europa, mit Ausnahme der nördlichsten Gegenden, sowie in einem großen Theile Asiens und im nördl. Afrika. Sie ist ein wildes Raubthier, welches Vögel, kleinere Säugthiere und wol auch Fische aus den Teichen raubt, und wegen des Schadens, den es in den Wildständen anrichtet, von den Jägern sehr verfolgt wird. Die wilde Katze wird 1 F. hoch, 21/2 F. lang und hat einen von oben gelblich graubraun gefärbten Pelz, mit schwarzen an den Seiten herablaufenden Streifen. Schwanz und Beine sind geringelt. Das Fell wird als Pelzwerk gebraucht. Im Sommer lebt dieses Thier in hohlen Baumstämmen und im Winter verkriecht es sich in leere Fuchs- oder Dachsbaue, Klüfte u. dgl. – Von der wilden stammt unsere zahme Katze, welche dadurch, daß sie. Mäuse und Matten gierig verfolgt, zu einem nützlichen Hausthiere wird. Sie ist kleiner als die wilde Katze, hat kürzere Haare und ein sehr verschieden gefärbtes Fell. Besonders die ganz blauen und die dreifarbigen Katzen sind schön und selten. Die Katze besitzt nicht die Treue und Anhänglichkeit des Hundes, sie hängt mehr an der Wohnung ihres Herrn, ihrem Jagdplatze, als an dessen Person. Sie verwildert leicht und legt ihre angeborene Tücke fast nie ganz ab; auch erzählt man, daß Katzen kleine Kinder erwürgt haben sollen. In manchen Gegenden werden die Katzen gegessen und ihr Fleisch soll mit dem der Hafen Ähnlichkeit haben. Bei den [587] Ägyptern und bei den Römern standen die Katzen in großem Ansehen, welches gegenwärtig bei den Mohammedanern der Fall ist. Zu Aleppo in Syrien soll ein Katzenhospital bestehen, in welchem gegen 500 Katzen verpflegt werden. – Sowie manche Menschen eine besondere Vorliebe für Katzen haben, so empfinden andere gegen sie einen natürlichen Widerwillen, welches so weit gehen kann, daß sie schon die Nähe einer Katze beunruhigt, ihnen Übelkeiten und Ohnmacht zuzieht, selbst wenn sie die Katze noch nicht sehen. Vielleicht hängt dieses mit der starken elektrischen Erregbarkeit zusammen, welcher das Katzenfell fähig ist. Wenn man eine Katze, besonders eine schwarze, im Dunkeln wider das Haar streicht, so erblickt man knisternde Funken. Die wichtigsten Abarten der Katze sind: die angorische Katze mit, besonders um den Hals, langen, silberweißen oder gelblichen, seidenartigen Haaren; die Cyperkatze mit schwarzen, auf dem Rücken geraden, an den Schenkeln gewellten Streifen; die weiß, gelb und schwarz gefärbte spanische, die dunkelaschgraue feinhaarige Karthäuserkatze, die rothgelbe langköpfige, die schwarze, javanische, cyprische, syrische, libysche, cretische Katze u. m. a. Nach Amerika sind die Katzen erst durch die Spanier gebracht worden.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 587-588.
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