Ausdünstung

[152] Ausdünstung ist das Aufsteigen der Feuchtigkeit aus den Körpern in die Luft. Daß jeder Körper, welcher irgend feuchte Theile in sich hat, diese allmälig verliert und austrocknet, ist eine bekannte Erscheinung. Flüssigkeiten selbst verdunsten nach und nach gänzlich und lassen die etwa in ihnen vorhanden gewesenen festen Theile auf dem Boden des Gefäßes zurück. Gewöhnlich geschieht diese Ausdünstung nach und nach, und nur wenn die Luft bedeutend kühler ist, wie beim Kochen des Wassers und anderer Flüssigkeiten, oder wenn diese beträchtlich kälter wird, wie beim Thau des Abends, wird die Ausdünstung in Gestalt von Dämpfen sichtbar. Daher kommt es auch, daß der Athem und der Dampf der Quellen in winterlicher Luft sichtbar werden. Daß durch die Anhäufung und den Niederschlag der Dünste in der Luft die Lufterscheinungen, welche wässerige heißen: Thau, Reif, Nebel, Wolken, Regen, Schnee, Graupeln und Hagel entstehen, ist eine längst anerkannte Wahrheit. Doch auch feste Körper dünsten feste Bestandtheile aus, von denen die Luft immer angefüllt ist; diese trocknen Dünste zeigen sich erkennbar theils im Höhenrauche, theils in jedem dunkeln Orte, wenn in denselben durch kleine Öffnungen dünne Lichtstreifen fallen. Daß durch solche trockne Dünste [152] ebenfalls im Luftraume Körper, und zwar feste, entstehen können, leidet keinen Zweifel, weshalb auch Mehre annehmen, daß die Feuerkugeln, Meteorsteine und Sternschnuppen innerhalb der Atmosphäre entstehen. Andere seine Dunsttheile in der Luft kündigen sich durch den Geruch an, und es ist in der That merkwürdig, welchen großen Raum die Ausdünstung einer kleinen Blume auszufüllen vermag. Ausdünstung, im stärkern Grade Schweiß genannt, findet sich ferner bei thierischen Körpern und geht hier durch die Haut von Statten. Sie ist durchaus, namentlich während des Schlafes, zur Gesundheit nothwendig und hat, wenn sie durch Erkältung gestört wird, indem dann die nöthige Absonderung von andern Theilen übernommen werden muß, Husten, Schnupfen, Durchfall, Rheumatismen u.s.w. zur Folge.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 152-153.
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