Pan

Pan

[391] Pan, bei den Alten eine die Heerden, Hirten und Jäger schützende Gottheit, welcher die Gebirge und Waldungen Arkadiens zum Lieblingsaufenthalt dienen sollten, wird für einen Sohn des Heerdengottes Hermes und einer Nymphe oder der Penelope ausgegeben, welche ihn nach der einen Erzählung vor der Vermählung mit Odysseus, nach der andern mit allen ihren Freiern gezeugt haben soll.

Bei sonst menschlichen Formen ward er mit Hörnern, Bart und Ohren, mit Schenkeln, Schwanz und Füßen einer Ziege dargestellt und von den alten Dichtern mit hochrothem Angesicht geschildert. Ein gekrümmter Hirtenstab und eine siebenröhrige Pfeife, welche er erfunden haben soll und die deshalb Panspfeife, auch Hirtenflöte heißt, sind seine gewöhnlichsten Wahrzeichen. Er ließ sich darauf mit Apollo in einen Wettstreit ein, wobei Midas (s.d.) Schiedsrichter war. Als Begleiter des Bacchus auf dessen Zügen in Indien rettete er denselben einst vor der Übermacht seiner Feinde dadurch, daß er in einer Gegend, wo ein vielfaches Echo war, des Nachts viele Trompeten blasen und sein kleines Gefolge heftiges Geschrei und Geräusch machen ließ. Vom Wiederhalle vervielfacht, setzte dies den Feind so in Schrecken, daß er sich zurückzog und davon heißt ein plötzlicher Schrecken, ohne eigentliche oder bewußte Ursache, ein Panischer Schrecken. Bei den Römern, welche ihren Faunus (s.d.) oft mit P. verwechselten, wurden ihm mehre Feste und dem Pan Lupercus, den Beschützer gegen Wölfe, am 15. Febr. namentlich die Lupercalien gefeiert. Unter geheimnißvollen Gebräuchen wurden dabei Ziegen und Hunde geopfert, mit deren Fellen sich dann die entkleideten Priester behingen und durch die Stadt zogen. Dabei traten ihnen die unfruchtbaren Frauen in den Weg und bekamen Streiche mit bockledernen Riemen, was das Mutterwerden befördern sollte. Die Klage um den Tod des großen P., womit in neuern Dichtungen zuweilen auf den Tod eines großen Mannes angespielt worden ist, beruht auf einem zur Zeit des tyrannischen und abergläubigen Tiberius, wahrscheinlich um ihn zu schrecken, erfundenen Geschichtchen, zufolge dessen ein ägypt. Schiffer auf der Fahrt nach Italien bei einer Insel von einer Windstille überfallen und durch eine Stimme angewiesen worden sei, bei der Ankunft vor dem Hafen Pelodes den Tod des großen P. zu verkünden, worauf er vom Lande her großes Wehklagen vernommen habe.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 391.
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