Periode

[444] Periōde ist ein dem Griechischen entlehnter Ausdruck, welcher so viel wie ein Zeitabschnitt und begrenzter Zeitraum, daher in der Sternkunde einerlei mit Cyklus (s.d.) bedeutet. In der Geschichte ist eine Periode ein Zeitabschnitt, welcher mit Begebenheiten beginnt, die dem folgenden Zeit, alter durch ihren fortwirkenden Einfluß seine eigenthümliche Gestalt gegeben haben und mit gleich einflußreichen Begebenheiten schließt. So wird die allgemeine Weltgeschichte in drei Hauptperioden: die alte Geschichte bis 476 zum Untergange des weström. Reichs, das Mittelalter bis zur Entdeckung von Amerika (1492) und zur Reformation im Anfang des 16. Jahrh., und die darauf folgende neuere Geschichte eingetheilt. Diese Hauptabschnitte zerfallen natürlich wieder in kleinere und wie die allgemeine hat auch die besondere Geschichte eines Landes, einer Zeit oder Wissenschaft ihre Perioden, und ebenso hat man das menschliche Leben in die vier Perioden des Kindes-, Jünglings-, Mannes- und Greisenalters eingetheilt. Periodisch heißt daher in Zwischenräumen oder mit Unterbrechungen vor sich gehen, abwechselnd erscheinen oder eintreten, wie z.B. die Jahreszeiten und der Mondwechsel. Krankheiten werden periodische genannt, deren Anfälle nur mit regelmäßigen Unterbrechungen eintreten und während der letztern ganz aufgehört zu haben scheinen. Periodische Schriften sind überhaupt alle Zeitschriften, vorzüglich aber werden darunter die nicht täglich, sondern in größern Zwischenräumen herauskommenden verstanden. – In der Redekunst und im schriftlichen Ausdrucke oder Styl heißt eine Periode ein für die Auffassung in sich abgeschlossener Satz, der zwar nur einen Hauptgedanken, allein mehre denselben bestimmende Nebensätze enthält und ein wohlgeordnetes Ganze bilden muß, das auch gut ins Gehör fällt, wenn es ausgesprochen wird und dem namentlich ein guter Schlußfall nicht abgehen darf. Eine solche Periode besteht ebenso aus Sätzen als größern und kleinern Gliedern, wie der einfache Satz aus Worten. Um nicht unverständlich, schleppend und ermüdend zu werden, dürfen solche Perioden weder zu häufig aufeinander folgen, noch zu sehr verschlungen und gedehnt sein, sondern müssen vielmehr mit kürzern Sätzen wechseln. Die kunstgerechte Anordnung der Periode wird der Periodenbau genannt.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 444.
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