Silurformation, -periode

[136] Silurformation, -periode. Silur, die zweite der älteren, paläozoischen Schichtenreihen, über dem Kambrium und unter dem Devon lagernd und deswegen eine der frühesten Entwicklungsperioden der Erde darstellend. Zeit der Trilobiten und Graptolithen, Beginn der Wirbeltiere. Meist Ablagerungen der Tiefsee.

Als Gesteine treten meist Tonschiefer, Grauwacken, Quarzite und Kalksteine auf, vereinzelt sind Kieselschiefer, Steinsalz und Gips, sehr seiten anthracitische Steinkohle (Schottland, Portugal). Daneben wurden Granite, Porphyre, Diabase u.s.w. in Spalten eingepreßt oder lavaartig ergossen. Die Lagerung der Silurschichten ist mit Ausnahme derjenigen im russischen Ostseegebiet überall gestört; die Schichten sind gefaltet, aufgerichtet und in mechanischer und chemischer Beziehung bedeutend verändert. Bedeutende Verbreitung in Thüringen, Harz, Böhmen, Ostseeprovinzen, Schweden, England, Normandie, Bretagne, Belgien, Kanada. Die Formation wird gegliedert in 1. Obersilur: Kalksteine und Tonschiefer, untergeordnet Sandstein; 2. Untersilur: Tonschiefer mit Grauwacken, Quarzit und Konglomeraten. – Das Silur ist reich an Erzlagerstätten, besonders an Eisenerzen (Böhmen, Bretagne, New York) und Blei-Kupfer-Zinkerzen[136] (Böhmen) in Gestalt von Flözen und Einlagerungen, aber auch an Erzgängen (Silbererze am Harz, Kupferregion am Oberen See und Bleiglanz am Mississippi in Nordamerika). Steinsalz wurde in Nordamerika und Indien gefunden. Im thüringischen Obersilurkalk wird Ocker gewonnen. Bituminose, schwefelkiesreiche Schiefer wurden zur Darstellung von Eisenvitriol und Alaun verwendet. Feine Kohlenteilchen führende Tonschiefer von tiefschwarzer Farbe werden als schwarze Zeichenkreide benutzt (Hammern in Thüringen). Dünnspaltige, harte Tonschiefer des Untersilurs bei Steinach im Thüringer Wald werden in bergfeuchtem Zustand geschnitten, gesägt, zerhackt und zu Griffel gerundet, auch zu Abziehsteinen, Bordleisten, Spulen (zum Aufwickeln elektrischer Widerstände), Platten verarbeitet, andre zu Dachschiefern benutzt (Angers in Frankreich).

Leppla.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 8 Stuttgart, Leipzig 1910., S. 136-137.
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