Konglomerat

[597] Konglomerat, dasjenige Gestein, welches aus mehr oder weniger runden, abgerollten, im Durchschnitt mehr als 10 mm Durchmesser besitzenden Bruchstücken oder Geröllen von einem oder verschiedenen Gesteinen besteht.

Die Verbindung zwischen den einzelnen Geröllen ist teils eine feste, teils eine lockere, je nachdem die Zwischenräume durch ein Bindemittel ausgefüllt sind oder nicht. In letzterem Fall bemerkt man zwischen den größeren Geröllen ein sandiges bis toniges seines Zerreibsel ähnlicher Herkunft wie die der Gerölle. Sind solche lockere Konglomerate Aufschüttungen von früheren oder heutigen Flüssen, so nennt man sie auch Schotter. Als Kies bezeichnet man lockere, kleinstückige Konglomerate, deren Gerölle wesentlich aus Quarz- oder Quarzitbrocken bestehen. Die Natur des Bindemittels der festen Konglomerate wechselt wie bei den Sandsteinen. Durch kohlensauern Kalk verkittete Konglomerate treten im oberen Rotliegenden, in der Kreide, im Diluvium (Nagelfluh) auf. Solche mit quarzigem oder kieseligem Bindemittel sind in den älteren Formationen, aber auch im Tertiär verbreitet. Ein ganz aus Quarz- oder Hornsteingeröllen bestehendes, durch ein reinkieseliges Bindemittel wieder verkittetes, braunes oder graues Konglomerat ist der sogenannte Puddingstein, der zu Nipplachen (Dosen, Briefbeschwerer u.s.w.) wie Achat verschlissen wird. Tonige und eisenreiche Bindemittel sind besonders häufig in der Steinkohlenformation und im Rotliegenden, In der Regel besteht das Bindemittel aus dem feinzerriebenen Schlamm, der beim Abrollen der Gesteinsbrocken sich bildete oder auch teilweise in Lösung ging und wieder abgesetzt wurde. Die meisten Konglomerate besitzen daher ein der Gesamtheit der Gerölle entsprechendes Bindemittel. Nach der Hauptbeschaffenheit der Gerölle werden die Konglomerate als Porphyr-, Melaphyr-, Basalt-, Trachyt-, Bimsstein-, Quarzitkonglomerat u.s.w. bezeichnet. Die aus eruptivem Material bestehenden Gerölle sind in vielen Fällen nicht oder nur wenig verkittet. Die Konglomerate sind fast durchweg geschichtete Ablagerungen; die Schichtung macht sich stets durch einen Wechsel in der Korngröße (gröbere, feinere Konglomerate bis Sande) bemerkbar. Sie bilden selten auf große Strecken hin gleichmäßig dicke Ablagerungen, sondern keilen nach wenigen Metern oft schon aus, verschwinden und kehren an einer andern Stelle der Schicht wieder. Die Form der Bruchstücke und die Unregelmäßigkeit der Lagerung beweisen, daß die Konglomerate Ablagerungen aus starkbewegtem Wasser an steilem Ufer, Küsten oder in reißenden Strömen sind. Sie bildeten sich zumeist da, wo plötzlicher Wechsel in der Verteilung von Wasser und Land oder die Bildung Heiler Küsten erfolgte, also nach bedeutenden Gebirgsstörungen, Schaffung von Gebirgen, z.B. in der oberen Steinkohlenformation, im Rotliegenden, im Buntsandstein, dann in der Kreideformation, im Tertiär, Diluvium, Alluvium. Den Tiefseeablagerungen sind sie im allgemeinen fremd. Lockere Konglomerate, Kies und Schotter dienen bei geringer Korngröße zum Unterhalt von Fußwegen und bei harter Beschaffenheit der Gerölle auch als Deckmaterial für Straßen. Feste, durch Kalk oder durch kieselige Bindemittel verkittete Konglomerate werden besonders zu Hochbauten, für Sockel und rauhes Mauerwerk verwendet. Die verkieselten Konglomerate eignen sich vorwiegend für Wasserbauten, auch für Mühlsteine. Bei einiger Größe und Härte der Gerölle macht die Bearbeitung und das Behauen Schwierigkeiten. Kaolin- oder feldspatreiche, eisenfreie Quarzkonglomerate werden zur Herstellung von feuerfestem Material benutzt. Viele lockere und feste Konglomerate sind die Muttergesteine von Diamant und Gold (Seifen).

Leppla.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 5 Stuttgart, Leipzig 1907., S. 597.
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