Phönix

[491] Phönix nannten die alten Ägypter einen Wundervogel, welcher an Gestalt und Größe einem Adler ähnlich sein sollte, zum Theil goldenes, zum Theil rothes Gefieder habe und blos alle 500 Jahre einmal aus Äthiopien zu den Ägyptern nach Heliopolis komme, um in dem dortigen Sonnentempel seinen in ein Ei von Myrrhen eingewickelten (einbalsamirten) verstorbenen Vater zu begraben. Es wurde deshalb erzählt, daß er sich erst ein Ei von Myrrhen bilde, so schwer er es tragen könne, dieses hierauf aushöhle, seinen todten Vater hineinlege und die Öffnung mit so viel Myrrhen verschließe, daß es wieder grade so schwer sei, wie vorher. Von Andern wird der Phönix ein ind. Vogel genannt, welcher sich bei Annäherung seines Todes ein Nest von Myrrhen und kostbaren Kräutern bereiten, sich damit selbst verbrennen und verjüngt aus der Asche hervorgehen solle. Besonders an diese Erzählung schließt sich seine auch in der christlichen Zeit üblich gewordene Anwendung als Sinnbild der Verewigung und der Unsterblichkeit, der ewigen Dauer der Hoffnung auf glückliche Zeiten an, welche gleichsam aus der Asche des Vergangenen immer von Neuem hervorgeht. In seiner ältesten Bedeutung aber betrachtet man ihn als Symbol eines bestimmten Zeitraums von je 600 Jahren.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 491.
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