Unsterblichkeit

[530] Unsterblichkeit (die) oder ewige, lebendige Fortdauer ist eine von den Eigenschaften Gottes und wird auch der menschlichen Seele nach dem Tode des Leibes zugeschrieben; doch verband man damit auch die Idee von einer Wiederbelebung des Leibes und Wiedervereinigung desselben mit der Seele. (S. Auferstehung.) Der vollständige Begriff von der Unsterblichkeit der Seele fodert aber nicht blos ihre Fortdauer, sondern auch, daß dieselbe mit dem Bewußtsein der Persönlichkeit und der Fähigkeit des freien Wirkens stattfinde um dem von der Vernunft angegebenen [530] Zwecke, unsers Daseins, allmälig zu einer immer größern sittlichen Vollkommenheit vorzuschreiten, entsprechen zu können. Erfahrungsbeweise gibt es nun für die Unsterblichkeit nicht, und sie ist für uns kein Gegenstand des Wissens, sondern des Glaubens. Den Glauben an Unsterblichkeit finden wir aber in den Religionen der gebildetsten Völker aller Zeiten und die Unmöglichkeit einer Zerstörung unserer Persönlichkeit ist das Gefühl und Bewußtsein aller tüchtigen Naturen. Jener Glaube ruht mit dem an Gott auf gleichem Grunde und stammt aus derselben Quelle; auch ist es zu dessen Rechtfertigung völlig hinreichend, daß kein Widerspruch darin liegt, sich die Seele als etwas unendlich Fortdauerndes und Wirkendes vorzustellen, und daß die entgegengesetzte Meinung des Beweises ermangelt. Das Erdenleben erscheint dem vom Glauben an Gott und Unsterblichkeit Beseelten als Vorbereitung für die Zukunft, und dieser Glaube kräftigt auch sein Pflichtgefühl, namentlich in Fällen, wo es die Aufopferung seines zeitlichen Glücks, ja vielleicht des Lebens selbst fodert. Von dem Zustande nach dem Tode haben sich die Menschen mit Hülfe der Einbildungskraft die mannichfaltigsten Vorstellungen gemacht, wohin auch die von der Seelenwanderung (s. Seele), von der Unterwelt (s.d.) von Himmel, Paradies und Hölle (s.d.) gehören. Von den zahlreichen Schriften über die Unsterblichkeit nennen wir: Sintenis, »Elpizon, oder über meine Fortdauer im Tode« (3. Aufl., Lpz. 1810–15); Hüffell, »Briefe über die Unsterblichkeit« (2. Aufl., Karlsr. 1833), und Desselben »Die Unsterblichkeit aufs Neue beleuchtet« (das., 1836); I. H. Fichte, »Die Idee der Persönlichkeit und der individuellen Fortdauer« (Elberf. 1834). – Man nennt auch den Ruhm und den Namen oder das Andenken eines Menschen unsterblich, welcher sich durch Thaten, Weisheit und Gelehrsamkeit, vortreffliche Erfindungen, Schriften oder als Künstler oder sonst seltene Verdienste erworben und vor seinen Mitgenossen ausgezeichnet hat.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 530-531.
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