Raugraf

[630] Raugraf. Diesen Titel führten im Mittelalter mehre gräfliche Geschlechter und man hat denselben von der rauhen und unwirthbaren Beschaffenheit der ihnen zugewiesenen Ländereien abgeleitet. Andere haben dagegen in »Rau« das verunstaltete oder vielleicht frühere Ruhe sehen, Manche auch eine Ableitung von Rüge geltend machen wollen und daher angenommen, jene Grafen wären eingesetzt worden, um in den Zeiten des Faustrechts Ruhe im Lande zu erhalten und den Rügemeister (s. Rüge) zu machen. Es gab Raugrafen zu Dassel am Sollingerwalde und am Rheine in der Gegend von Trier, Kreuznach und Alsey, deren Besitzungen nach dem Erlöschen der Grafen an die Pfalz gekommen waren. Daher kam es, daß der Kurfürst Karl Ludwig von der Pfalz 1667 für seine ihm an die linke Hand getraute Gemahlin Luise von Degenfeld den Titel einer Raugräfin erneuerte, ohne jedoch eine Verleihung von Gütern damit zu verbinden.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 630.
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