Karl Ludwig

Karl Ludwig

[564] Karl Ludwig, Erzherzog von Östreich, Herzog zu Teschen und Generalfeldmarschall, ein ausgezeichneter Feldherr, ward am 5. Sept. 1771 geboren und ist ein Sohn des Kaisers Leopold II., also ein Bruder des verstorbenen Kaisers Franz I. und Oheim des jetzt regierenden Kaisers Ferdinand von Östreich.

Im J. 1793 betrat er die militairische Laufbahn und wurde Gouverneur der Niederlande. Nachdem er 1796 Reichsfeldmarschall geworden war, übernahm er den Oberbefehl über die Reichsarmee und die östr. Armeen am Rhein und kämpfte siegreich gegen die franz. Generale Moreau und Jourdan, welche er zwang, sich über den Rhein zurückzuziehen. Mitten im Winter nahm er 1797 das befestigte Kehl ein. Da indeß Bonaparte Fortschritte in Italien gemacht hatte, so begab sich K. Ludwig dahin und schloß die Friedenspräliminarien zu Leoben. Nach dem Wiederausbruche der Feindseligkeiten zeichnete sich der Erzherzog im Kampfe gegen den franz. General Jourdan in Schwaben und gegen den General Masséna in der Schweiz rühmlich aus, mußte sich jedoch, weil seine Gesundheit sehr angegriffen war, 1800 vom Heere zurückziehen. Er wurde Generalgouverneur von Böhmen. Bald jedoch sah er sich genöthigt, den Kriegsschauplatz wieder zu betreten, denn die Franzosen drangen siegreich in Östreich ein. Nach dem luneviller Frieden wurde er mit dem Kriegsministerium beauftragt. Im J. 1805 commandirte K. Ludwig eine östr. Armee gegen Masséna in Italien, schlug ihn bei Caldiero und kehrte nach Deutschland zurück, wo Napoleon siegreich immer weiter vordrang. Nachdem der presburger Friede geschlossen worden war, wurde er oberster Chef des Hofkriegsraths und Generalissimus der gesammten östr. Armee. Als abermals der Krieg gegen Frankreich eröffnet worden war, führte er 1809 die östr. Hauptmacht nach Baiern, stellte sich Napoleon und seinem gewaltigen Heere entgegen und schlug sich mit großer Tapferkeit, wenn auch unglücklich, in der Schlacht bei Eckmühl (s.d.). Mit unerhörter Tapferkeit schlug hierauf K. und das östr. Heer die Schlacht bei Aspern (s.d.) und errang einen glänzenden Sieg, wogegen er bei Wagram (s.d.) wieder unglücklich war. Er zog sich mit seinem Heere in trefflicher Ordnung zurück. Bald darauf machte der Waffenstillstand dem Kampfe ein Ende und K. legte hierauf den Oberbefehl nieder, den er auch in der Folge nicht wieder übernahm. Nachdem Napoleon von der Insel Elba zurückgekehrt war, befehligte K. eine Zeit lang als Gouverneur von Mainz. Er vermählte sich 1815 mit der Prinzessin Henriette von Nassau- Weilburg und 1830 feierte zu Krems das dritte östr. Linieninfanterieregiment das funfzigjährige Jubiläum K.'s als Inhabers dieses Regiments. Der Erzherzog selbst war zugegen und begründete eine Stiftung, nach welcher zur Erziehung ihrer Töchter zehn unbemittelte Offiziere jährlich jeder 150 Gulden erhalten. Auch als militairischer Schriftsteller hat sich K. Ludwig ausgezeichnete Verdienste erworben durch zwei Werke, von denen das eine die Grundsätze der Strategie durch die Darstellung des Feldzugs von 1796 in Deutschland erläutert, das andere eine Geschichte des Feldzugs von 1799 in Deutschland und der Schweiz enthält.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 564.
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