Sévigné

[172] Sévigné (Marie de Rabutin-Chantal, Marquise de), eine der ausgezeichnetsten franz. Schriftstellerinnen, geb. 1626, genoß durch ihren Oheim eine vortreffliche Erziehung, wurde mit der alten Literatur vertraut, und zeichnete sich an dem verderbten franz. Hofe durch Sittenreinheit aus. Sie heirathete den Marquis von Sévigné und hatte von demselben, als er 1651 im Duell blieb, einen Sohn und eine Tochter. Die Liebe zu dieser seit 1669 an den Grafen von Grignan verheiratheten Tochter gab ihr die in ihrer Art unübertroffenen »Lettres à sa fille Mad. de Grignan« (am besten von Monmergué in 12 Bdn., Paris 1818, herausgegeben) ein, [172] die Frucht einer 27jährigen Correspondenz. Sie ist in ihnen das Muster des Conversations- und Briefstyls, in welchem die Franzosen es allen andern Völkern zuvorthun, und man lernt aus diesen Briefen das Leben ihrer Zeit in den feinsten Schattirungen kennen. Die ausgezeichnete Frau starb 1696 auf dem Schlosse ihrer Tochter in der Provence. – Man hat nach ihr ein in neuerer Zeit wieder Mode gewordenes Geschmeide Sévigné genannt, das aus drei zusammengefaßten Berloques besteht, welche von den Damen auf der Brust getragen werden.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 172-173.
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