Sevilla

Sevilla

[173] Sevilla (spr. Sewilja), die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz im südl. Spanien, die einen Theil des Königreichs Andalusien ausmacht, Sitz eines Erzbischofs und des königl. Obergerichts, liegt am Guadalquivir und hat zwischen 99,000 und 100,000 Einw.

Obwol ihre Größe nur noch ein Schatten von der zur Zeit der Mauren ist, wo sie 400,000 Einw. zählte, so ist sie doch noch immer der Volkszahl nach die dritte Stadt Spaniens. Sie enthält unter vielen merkwürdigen Gebäuden und andern Sehenswürdigkeiten die größte Domkirche in Spanien, mit 82 Altären, einer Orgel von 5000 Pfeifen und dem Grabmale des (hier indessen nicht begrabenen) Colombo; den Thurm Giralda neben derselben, 374 F. hoch, bis zu dessen Spitze man hinausreiten kann; den alten maurischen Königspalast Alcazar; das hier abgebildete Amphitheater zu Stiergefechten, das größte in Spanien; die Börse, das schönste Gebäude in der Stadt, mit dem amerikan. Archive, und die große maurische Wasserleitung von 400 Bogen. Die Häuser sind meist nach maurischer Art gebaut, d.h. so, daß sie einen innern, im Sommer meist mit einer Zeltdecke versehenen Hof umschließen. Die Straßen sind eng, winklig und schlecht gepflastert; die Mauer, welche die Stadt umgibt, ist zum Theil schon. von den Römern gebaut. S. hat eine Universität (gestiftet 1504), eine Schule für Seeleute, eine Akademie der schönen Wissenschaften, eine königl. Tabacksfabrik, worin 1400 Menschen arbeiten, und eine königl. Stückgießerei, letztere in der Vorstadt Triana auf dem andern Ufer des Guadalquivir, welche mit S. durch eine Brücke verbunden ist. Der Wohlstand der Stadt hat besonders durch Versandung und Versumpfung des Guadalquivir gelitten; früher konnten bedeutende Seeschiffe bis zu ihr gelangen, jetzt hat sich der ganze Seehandel nach Cadiz gezogen. Auch die einst blühende Umgegend von S. ist dadurch ungesund geworden und liegt jetzt zum Theil unangebaut.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 173.
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