Sevilla

[196] Sevilla (Sewillja), span. Provinz in Andalusien, 216 QM. groß, mit 432000 E. – Die Hauptst. S., in einer weiten Ebene am Quadalquivir, mit Mauern und Thürmen befestigt, hat 31/2 M. im Umfang, 100000 E., meistens enge, aber reinliche Straßen, schöne, im maurischen Geschmacke erbaute Häuser, besitzt überhaupt herrliche Denkmale der arab. Baukunst z.B. die Giralda, jetzt Glockenthurm der Kathedrale, den Alcazar, ehemals maurischer Königspalast etc. Unter den 30 Kirchen ist die gothische Kathedrale die merkwürdigste; sie enthält das Denkmal des Columbus, gleich mehren Klosterkirchen einen reichen Schatz von Meisterwerken der großen span. Maler u. anderer Künstler, daher man S. auch das span. Rom nennt. S. ist Erzbischofssitz, hat eine Universität, 2 mathematische Schulen, 2 Gymnasien, eine Marine- u. Artillerieschule, eine Akademie der schönen Künste u. Naturwissenschaften, 2 öffentliche Bibliotheken, Museum, kostbare Gemäldesammlung; Fabriken in Seide, Baumwolle, Gold und Silber, große Kanonengießerei, königl. Tabaks- u. Cigarrenfabriken, Fischerei, lebhaften Handel, besonders mit Oel u. Südfrüchten. – S. ist das Hispalis der Römer, von denen eine große Wasserleitung, die Reste eines Amphitheaters etc. Zeugniß geben; unter den Arabern wurde sie durch eine syr. Kolonie neu bevölkert und Hauptsitz der Seideindustrie.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1857, Band 5, S. 196.
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