Silhouette

[195] Silhouette wird jetzt allgemein das Schattenbild eines Menschen genannt. Die Schattenbilder sind einfarbig, gewöhnlich schwarz und stellen die Umrisse eines Gegenstandes vor, wie solche im Schatten auftreten. Der wirkliche Schatten eines menschlichen Gesichtes ist nur dann ähnlich, wenn er senkrecht gegen eine Ebene fällt und auf dieser sich abzeichnet. Einem solchen Schatten muß daher auch die Silhouette, in der Regel im verkleinerten Maßstabe, entsprechen. Man hat eigne Vorrichtungen, um den wirklichen Schatten bequem und in der gehörigen Stellung abzuzeichnen, den Sesselrahmen, sowie um den so genommenen Schatten nachher zu verkleinern, den Storchschnabel (s.d.). Der Sesselrahmen besteht in einem auf einer Bank befestigten Rahmen, der höher und niedriger gestellt werden kann. Der Rahmen enthält ein reines flaches Glas, auf das mit Schiebern ein schwachgeöltes und wieder getrocknetes Papier befestigt wird. Auf der einen Seite des Rahmens sitzt der Zeichner, auf der andern die zu silhouettirende Person, welche so stark und richtig beleuchtet werden muß, daß ihr Schatten mit scharfen Umrissen auf dem durchscheinenden Papiere erscheint. Der Sessel pflegt noch mit einer Lehne versehen zu sein, damit der zu Silhouettirende eine bequeme und ruhige Stellung einnehmen kann, nicht durch Wanken den Zeichner stört. Die Schattenrisse sind interessant, weil sie auf eine leichte Weise herzustellen sind und den Charakter, besonders solcher Gesichter, welche sich durch scharf ausgedrückte Züge auszeichnen, treffend wiedergeben. Den Namen Silhouette verdankt das Schattenbild dem franz. Generalcontroleur und Finanzminister Silhouette, welcher, als er 1759 Minister wurde, durch eine aufs höchste getriebene Sparsamkeit den schlechten Finanzzustand Frankreichs verbessern wollte. Es wurde nun Mode, allen Kleidern und Luxusgegenständen den Anschein der Ärmlichkeit zu geben, und man nannte dies à la Silhouette. So sind auch die Schattenbilderportraits à la Silhouette genannt worden und haben diesen Namen behalten.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 195.
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