Sontag

[222] Sontag (Henriette) ist der Name einer der berühmtesten deutschen Sängerinnen. Sie wurde 1808 zu Koblenz geboren und von ihren Ältern, welche Schauspieler waren, für das Theater gebildet. Sie betrat als Sängerin zuerst in ihrem 12. Jahre zu Prag die Bühne, und fand bald allgemeine Anerkennung. Sie wurde darauf bei der deutschen Oper in Wien angestellt, von wo sie 1824 nach Berlin an das königstädter Theater kam. Hier nun riß sie zur lautesten Begeisterung hin, und wurde zur königl. Hof- und Kammersängerin ernannt. Auch in Paris, welches sie 1826 besuchte, feierte man sie, und sie hielt sich dann abwechselnd in Deutschland, Frankreich und England auf, bis sie 1830 mit einem Jahrgehalt von 6000 Thlrn. an das königl. Theater in Berlin berufen wurde. Sie reiste nun auch nach den Hauptstädten Rußlands, und heirathete bald darauf den Grafen Rossi, damals Geschäftsführer des sardin. Hofes im Haag, und nachher Minister-Resident beim deutschen Bundestage. Seit dieser Zeit hat sie das Theater nicht wieder betreten. Als Sängerin zeichnete sie sich ebenso wol durch Kunstfertigkeit, Leichtigkeit des Vortrags, wie durch Lieblichkeit, Reinheit und Biegsamkeit der Stimme aus. Dabei war ihre Erscheinung überaus reizend, ihr Vortrag und ihr Spiel wahr und tief gefühlt. Sentimentale, sowie scherzhafte und anmuthige Partien waren es vorzüglich, in denen sie die ganze Macht ihres Talentes entwickelte.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 222.
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