Stechapfel

Stechapfel

[281] Stechapfel (der) (lat. Datura Stramonium) ist eine bekannte Giftpflanze, welche jetzt durch ganz Europa verbreitet ist, sich durch den ausfallenden Samen leicht vermehrt und auch im schlechtesten Boden fortkommt.

Sie soll ursprünglich in Persien heimisch und von hier durch Zigeuner nach Europa gebracht worden sein, die sich derselben bedienten, um ihre betäubende Kraft zu allerlei Betrügereien zu benutzen. Die Wurzel des Stechapfels ist dick und holzig; der aufrechte, sehr ästige, glatte, dicke und runde Stengel wird 2–3 F. hoch; die Äste breiten sich aus und in den Winkeln der Zweige stehen die großen eiförmigen, spitzigen, glatten, dunkelgrünen und niedergebogenen Blätter auf Stielen. Ausgezeichnet sind besonders die großen weißen Blüten auf kurzen Stielen und die den Roßkastanien ähnlichen eiförmigen, stacheligen und aufrechtstehenden Samenkapseln. Der Same ist nierenförmig, dunkelbraun und runzlich und gleicht dem Schwarzkümmel. Mit Ausnahme des Samens hat die ganze Pflanze frisch einen widrigen, betäubenden Geruch, der Trunkenheit und Kopfweh verursacht. Die Folgen des Genusses sind Trunkenheit, Taumel, Irrereden, Wahnsinn und endlich Raserei, welche in Schläfrigkeit, Schwindel, Lähmung und Steifheit der Glieder, zuletzt Bewußtlosigkeit, Betäubung und Tod übergeht. Als Heilmittel bei Vergiftungsfällen wendet man starke Brechmittel, Öl, zerlassene Butter mit reichlichem warmen Wasser, und in der Folge säuerliche Getränke, Essig, Citronensaft und dergl. an. Die Blätter des Stechapfelkrauts, der aus demselben bereitete Extract, die Samen und die aus ihnen gewonnene Tinctur wurden früher mehr als gegenwärtig in der Medicin gegen Epilepsie, Melancholie, Gicht u.s.w. angewendet.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 281.
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